Klagenfurt hat zu viele Verkaufsflächen. Seit 2010 sind in der Landeshauptstadt 10 Hektar Verkaufsfläche auf der grünen Wiese hinzugekommen. Im selben Zeitraum sind die Verkaufsflächen in anderen Landeshauptstädten geschrumpft beziehungsweise nur moderat gewachsen. Mit 3,8 Quadratmeter pro Einwohner weist Klagenfurt eine überdimensionierte Einzelhandelsdichte auf. Zum Vergleich: In Graz oder Innsbruck sind es nur zwei Quadratmeter pro Einwohner.
Die Deutlichkeit der Zahlen spricht für sich. Präsentiert wurden sie am Montag, 5. Februar, im Rahmen einer Pressekonferenz von Roland Murauer, dem Geschäftsführer von Cima Österreich. Das Beratungsunternehmen führte von Frühjahr bis Herbst 2023 im Auftrag von Stadtmarketing, Wirtschaftsservice, Land Kärnten und Wirtschaftskammer eine Wirtschaftsstrukturanalyse durch.
Fachmarktzentren als Fallstrick
„Grundsätzlich sind die Klagenfurter Kennzahlen gut. Die Bevölkerung ist in den letzten 20 Jahren um 14 Prozent gewachsen, in ganz Kärnten war es nur 1 Prozent. Das Kaufkraftvolumen beträgt 686 Millionen Euro und wird bis 2040 noch einmal 10 Prozent steigen“, sagt Murauer. Mit einem Gesamtumsatz von 1,17 Milliarden Euro pro Jahr ist man die siebente Stadt in Österreich (inklusive Wien), die die Milliarden-Grenze überschritten hat. Umsatzmotor seien die peripheren Handelsagglomerationen, kurz gesagt die Fachmarktzentren (FMZ) am Stadtrand, gewesen.
Doch genau diese drohen jetzt zum Fallstrick zu werden. In den umliegenden Bezirken Klagenfurt-Land, St. Veit, Feldkirchen oder Völkermarkt ist die Bevölkerung nicht oder kaum gewachsen, die Kaufkraft ist niedriger als in Klagenfurt. „Entfernte Marktgebiete, wie das obere Drautal, grenznahe Salzburger Gemeinden oder das Gebiet rund um die Weinebene, sind komplett weggebrochen“, sagt Murauer. Auch die Zahl der slowenischen und italienischen Kunden gehe zurück. Dazu kommt die Konkurrenz aus dem Internet. 20 Prozent der Kaufkraft wird durch den Online-Handel abgeschöpft. Die Zahl der Geschäfte in der Innenstadt ist seit 2010 um 28 Prozent zurückgegangen, in B- und C-Lagen gibt es viele Leerstände.
Ein Schicksal, das auch den FMZ in der Peripherie droht: Die Großfilialisten sind aktuell dabei, ihre Standortstrategie zu überarbeiten. Vielfach läuft es auf weniger und kleinere Filiale hinaus. „In Mattersburg gibt es ein 40.000 Quadratmeter großes FMZ, das leer steht. Es ist Aufgabe der Stadtplanung, sich zu überlegen, was man mit diesen Flächen macht.“ Bespiele kommen aus dem angloamerikanischen und skandinavischen Raum, wo Schulen, Kindergärten, Ärztezentren oder Bibliotheken in ehemaligen FMZ angesiedelt werde. In Tirol werden sie neuerdings zu Wohnungen umgebaut. „Es ist ein neues Thema. Den Stein der Weisen hat man dementsprechend noch nicht gefunden“, sagt Murauer.