Drei Dinge muss ein Mann traditionell in seinem Leben tun: Ein Haus bauen, ein Kind zeugen und einen Baum pflanzen. Neben stereotypisierten Vorstellungen im Allgemeinen ist auch das Hausbauen an sich mittlerweile in Verruf geraten. Neue Einfamilienhäuser verbrauchen wertvollen Boden, fördern Zersiedelung und befeuern den Individualverkehr. Nichtsdestotrotz bleiben sie der Traum vieler Menschen – dem auch die Stadt Klagenfurt mit neuen Siedlungswidmungen nachkommt.

In seiner Sitzung am 28. Dezember hat der Gemeinderat die Umwidmung von rund vier Hektar Ackerland im Vorort Emmersdorf beschlossen. Der Bauträger Kollitsch will 30 Einfamilienhäuser und ein Doppelhaus errichten. Im Süden des Areals, direkt an der Tessendorfer Straße, sind ein Nahversorger und eine Kindertagesstätte geplant. Die Baugrundstücke sind maximal 650 Quadratmeter groß, laut Antrag zielt der Bauträger auf die „mittleren Einkommen ab“.

Negative Stellungnahme

Das Projekt gibt es seit 2018. Laut dem parteilosen Gemeinderat Elias Molitschnig waren die Baugrundstücke ursprünglich deutlich größer. „Es war eine Villensiedlung. Ich habe sie Wisteria Lane genannt, nach der Straße in der Fernsehserie ‚Desperate Housewives‘. Als das Projekt im Bauausschuss besprochen wurde, haben wir relativ radikal gesagt, so nicht.“ Es wurde nachgebessert, glücklich ist Molitschnig dennoch nicht: „In Klagenfurt ist nicht angekommen, dass diese Art der Bebauung nicht mehr zeitgemäß ist.“

Elias Molitschnig
Elias Molitschnig © KK

Auch das Land ist skeptisch. Internen Unterlagen ist zu entnehmen, dass der Widmungsantrag im Rahmen der Vorprüfung von der fachlichen Raumordnung als auch der Unterabteilung Geologie und Gewässermonitoring als „derzeit negativ“ beurteilt wurde. Unter anderem wird angeführt, dass es sich bei der Widmungsfläche um einen „Boden mit besonderer Bedeutung“ handelt, der hinsichtlich seiner Produktionsfunktion zu den 10 Prozent der besten Böden im östlichen Kärntner Becken zählt. Ferner wird die Schaffung eines Supermarktparkplatzes mit 72 Parkplätzen kritisch gesehen.

Abwanderung nach Maria Saal

Für die Stadtplanung kein Problem. Man hat ein raumordnungsfachliches Gutachten bei einem Villacher Ziviltechniker in Auftrag gegeben, das zu dem Schluss kommt, dass der Baulandbedarf in Emmersdorf weder „quantitativ noch qualitativ“ durch vorhandene Wohnbaulandreserven gedeckt werden könne. Zwar weist das Stadtentwicklungskonzept 290 Hektar unbebautes Wohnbauland im gesamten Stadtgebiet aus – aber davon liegt kaum etwas in Emmersdorf. Laut Abteilungsleiter Robert Piechl habe man in der Coronazeit gemerkt, wie groß der Wunsch der Menschen nach Einfamilienhäusern mit Garten als Wohnform ist. Dem müsse man nachkommen, „sonst gehen die Leute nach Maria Saal oder Poggersdorf, wo es Baulandmodelle, aber keine Infrastruktur und Anbindung an den öffentlichen Verkehr gibt“.

Nun ist wieder das Land am Zug. Es muss die Widmung genehmigen, bevor sie rechtsgültig wird. Neben dem Gemeinderatsbeschluss muss die Stadt dafür „Nachweise über die Ausräumung sämtlicher Bedenken und Kritikpunkte der Vorprüfung vorlegen“, sagt der zuständige Abteilungsleiter im Land, Hans-Jürgen Mader.

Die Firma Kollitsch war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.