Sallach, der „kleine“ Vorort von Pörtschach, ist in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten gewachsen. „Wo früher vier Anwesen und zehn Häuser gestanden sind, ist jetzt eine Siedlung“, erzählt ein Anrainer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Mit der Verbauung seien auch die Probleme gekommen.
Der Ort befindet sich in einer Hanglage, die Häuser sind laut dem Anrainer auf Lehmboden errichtet. Regenwasser benötigt hier deutlich länger, um zu versickern, weshalb die Straße bei Starkregen einem Bach gleiche. „Beim Unwetter im Sommer ist das Wasser aus den Kanaldeckeln gespritzt und es gab Flurschäden“, sagt der Anrainer, der die Gemeinde auffordert, das Kanalsystem an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Ein weiteres Problem stelle der unterirdisch verlaufende Sallacher Bach dar: Dieser habe immer weniger Platz und sorge zunehmend für überschwemmte Keller.
Neues Projekt
Aktuell spitzt sich die Debatte bei den „Wohnvillen Sallach“ der Seestraße Bauträger GmbH zu. Geplant ist eine 2,5-geschossige Wohnanlage mit neun Wohneinheiten zwischen 50 und 80 Quadratmetern. Die Anrainer befürchten durch eine neue, großflächigere Versiegelung – aktuell steht hier ein Einfamilienhaus von überschaubarer Größe – eine Verschlechterung der Situation. Architekt Aleksandar Cipan sieht keine Probleme, immerhin handle es sich nur um ein kleines Projekt.
Ebenso Bauamtsleiter Walter Huber: „Das Wasserproblem betrifft nicht das Baugrundstück, sondern die Straße. Jeder Bauherr ist angehalten, auf Eigengrund zu versickern und muss ein entsprechendes Versickerungskonzept vorlegen. Sind die Auflagen erfüllt, ist das Bauprojekt freizugeben.“ Allerdings bestätigt er, dass die „Kanalisation teilweise sehr alt ist und das Wasser nicht schluckt. Da wird man in Zukunft etwas machen müssen.“
Das rund 2400 Quadratmeter große Grundstück, auf dem die „Wohnvillen“ errichtet werden, wurde im November 2022 von ÖVP-Gemeinderat und Bauausschussobmann Oliver Faeser und dessen Frau an die Seestraße Bauträger GmbH verkauft. Kaufpreis: 942.400 Euro.
„Sichere Wertanlage“
Faeser war für eine Stellungnahme nicht erreichbar, seine Parteikollegin und Bürgermeisterin Silvia Häusl-Benz möchte von einer schiefen Optik nichts wissen: „Wie bei jedem anderen Bauprojekt auch, wurde dieses von einem Sachverständigen geprüft und als genehmigungsfähig beurteilt. Im Bauausschuss wird über Bebauungspläne, nicht über Bauvorhaben auf gewidmeten Grundstücken beraten.“
Wie viel die Wohnungen in den „Wohnvillen“ kosten werden, soll bis zum geplanten Baustart im Herbst 2024 feststehen. Man kann aber davon ausgehen, dass sich das Projekt in die Reihe der Immobilien im Premiumsegment einreiht, die in Sallach wie Pilze aus dem Boden schießen. Geworben wird mit Slogans wie „Exklusives Wohnen muss belohnt werden“ oder „Das Gefühl einer sicheren Wertanlage“.
Apropos Wertanlage: Als solche stehen die Immobilien den Großteil des Jahres über leer – obwohl die Errichtung von Bauten, die einem lediglich zeitweilig gegebenen Wohnbedarf dienen, in Pörtschach nur auf einem einzigen Grundstück erlaubt ist, das derzeit brachliegt. FPÖ und Grüne kritisieren seit Jahren, dass die ÖVP, sie hat die Mehrheit im Gemeinderat, nicht rigoroser kontrolliert. Diese argumentiert, dass es fast unmöglich zu beweisen ist, ob Wohnungen dauerhaft bewohnt sind oder nicht.