Wohin soll sich Klagenfurt entwickeln? Mit dieser Frage beschäftigt sich das neue Stadtentwicklungskonzept, kurz STEK 2025+. Das alte stammt aus dem Jahr 2014. Die Unkenrufe, wozu es bereits eine Neuauflage braucht, sind leicht zu entkräften: Sie ist gesetzlich alle zehn Jahre vorgeschrieben. Günstig ist sie mit 290.000 Euro trotzdem nicht.

Laut der zuständigen Stadträtin Constance Mochar (SPÖ) werden „viele Punkte vom alten Stadtentwicklungskonzept übernommen“. Auch an neuen Themen mangelt es nicht. Klimawandel, Energiewende, Koralmbahn und demografische Entwicklungen bringen Herausforderungen mit sich. Wie umgehen mit Bodenversiegelung, der neuen Konkurrenzsituation mit Graz oder der Zersplitterung von öffentlichen Räumen in Viertel für die Reichen hier und für die Armen dort? Das STEK 2025+, das dem Gemeinderat Mitte 2025 zur Beschlussfassung vorgelegt wird, soll Wege zeichnen.

Mehr Platz für leistbares Wohnen

Gleich vorweg: „Das Stadtentwicklungskonzept ist ein reines Zielpapier und formuliert die Ziele, die wir anstreben. Es ist kein Flächenwidmungsplan“, wie Robert Piechl, Leiter der Abteilung Stadtplanung, es einmal formulierte. Rechtlich bindend sind laut Mochar die planerischen Darstellungen. So können im Rahmen des Stadtentwicklungskonzeptes Siedlungsgrenzen neu festgelegt werden. „Das wird aber nicht erforderlich sein. Bis 2035 soll Klagenfurt nach außen nicht mehr wachsen. Es geht darum, nach innen zu verdichten und Bauland zu mobilisieren“, sagt Mochar. Das entsprechende Instrument, eine jährliche Abgabenpflicht für alle unbebauten Baulandgrundstücke, muss vom Land aber erst beschlossen werden.

Stadträtin Constance Mochar (SPÖ)
Stadträtin Constance Mochar (SPÖ) © Markus Traussnig

Umwidmungen innerhalb der Siedlungsgrenzen wird es weiter geben. Auch von Ackerland in Bauland, „wenn es sich um Vorbehaltsflächen handelt und erforderlich ist. Die Stadt wächst um 700 Bürger pro Jahr, man muss für alle Schichten Wohnraum schaffen.“ Dass in den letzten Jahren im Rahmen großer Quartiersentwicklungen überwiegend frei finanzierte Bauträgerprojekte genehmigt und gebaut wurden – Stichwort Feschnig oder ÖDK-Gelände –, ist Mochar bewusst. Ab Inkrafttreten des STEK 2025+ sollen Freiland-Umwidmungen deshalb mit der Bedingung verknüpft sein, eine gewisse Anzahl an leistbaren Mietwohnungen zu bauen. „Mein Wunsch wären 20 bis 50 Prozent.“

PV-Überdachung von Strandbadparkplatz

Industrie und Gewerbe sollen nicht auf neu gewidmeten Flächen, sondern am Flughafenareal Platz finden. Daraus resultierende Einnahmen würden den Flugbetrieb finanzieren, während neue Arbeitsplätze Kommunalsteuern in die Stadtkasse spülen. Was es laut Mochar nicht geben wird, sind PV-Freiflächenanlagen auf Ackerland. „Priorität haben die Dächer öffentlicher Gebäude unter Einbeziehung der vorhandenen Netzkapazität.“ Denkbar wäre die Überdachung des Parkplatzes beim Strandbad mit PV-Paneelen.

Auch die Weiterentwicklung einzelner Stadtteile wird Teil des Konzepts sein. Das Schleppe-Areal soll zum Naherholungsort werden, die Stadträtin ist für „vernünftige Vorschläge“ offen, Wohnbau vor Ort schließt sie aus. Fragezeichen ergeben sich aus dem Fakt, dass die Schleppe im Privatbesitz ist. Der Lendkanal, der bereits eine „erfreuliche Entwicklung“ hinter sich hat, soll weiter belebt werden. Etwa mittels Schifffahrtsbetrieb.

Dieses und ähnliche Projekte sollen im nächsten Schritt an einem „Planungstisch“, an dem verschiedene Stakeholder sitzen, erarbeitet werden und im STEK 2025+ ihren Niederschlag finden. Ob sie auch umgesetzt werden oder Ziele bleiben, die in der nächsten Periode von den Zielen eines neuen Stadtentwicklungskonzeptes ersetzt werden? Laut Mochar eine Grundsatzfrage: „Bin ich bereit, das Stadtentwicklungskonzept zu leben, oder hintergehe ich es bei erster Gelegenheit?“