Blickt man auf Ihr Instagram-Profil, könnte man glauben, dass Sie andauernd auf Reisen sind. Wie häufig trifft man Sie, so wie heute, in Ihrer Heimatstadt Klagenfurt an?
STEPHANIE DAVIS: Aktuell bin ich viel unterwegs. Meine Kunden sitzen zu 90 Prozent im Ausland und ich habe das Glück, dass sie Shootings und Termine gut planen und mich dazu einfliegen lassen. Für kurzfristige Termine wurde ich auch schon mit dem Privatjet abgeholt. Aber das bleibt die Ausnahme.
Sie sind eine der erfolgreichsten österreichischen Influencerinnen, Ihre Karriere haben Sie jedoch als Bodybuilderin begonnen. Wie kam es dazu?
Vorweg, ich mag das Wort Influencerin nicht, weil es negativ behaftet ist. Ich bevorzuge Content Creator (Person, die Inhalte im Internet erstellt, Anm.). Begonnen habe ich tatsächlich in einer Modelagentur. Ich war schlank, Size Zero, aufgrund meiner Größe (162 Zentimeter, Anm.) habe ich trotzdem kaum Jobs bekommen. Irgendwann habe ich begonnen, für einen Halbmarathon zu trainieren und habe mich in einem Fitnessstudio angemeldet. Dort gab es neben dem Laufband noch andere Geräte. Ich habe begonnen, mit ihnen zu trainieren und bemerkt, dass ich meinen Körper formen kann, wie ich möchte. Wenige Monate später stand ich bei meinem ersten Wettkampf auf der Bühne.
Den Sie gewonnen haben.
Genau, das war der Arnold-Schwarzenegger-Wettkampf in der Steiermark. Ich war 19 Jahre alt und unsicher. Meine Konkurrentinnen waren wunderschön und hatten Bikinis mit Swarovski-Steinen und anderen Bling-Bling an. Ich war mit meinem schwarzen 20-Euro-Bikini ein graues Mäuschen. Bei der Siegerehrung ging ich gar nicht mehr auf die Bühne. Den letzten Platz wollte ich mir nicht persönlich abholen. Und dann habe ich den ersten Platz gemacht.
Was war Ihr größter Erfolg als Bodybuilderin?
Ich bin Vizeeuropameisterin geworden. Den Pokal hat mir Arnold Schwarzenegger überreicht. Ich habe ihn heuer am Oktoberfest wiedergetroffen. Er konnte sich noch an mich erinnern.
2018 haben Sie Ihre Bodybuilding-Karriere beendet. Warum?
Reisen, Wettkämpfe und Vorbereitung mit Training und Diäten waren ein großer Zeitfaktor. Als ich meine ersten großen Kampagnen geshootet habe, musste ich entscheiden, was Vorrang hat. Das war Social Media. Nach meinem dritten Wettkampf hatte ich mir dort, konkret auf Facebook, meine erste Fanpage eingerichtet. Frei nach dem Motto: Wenn sie floppt, lösche ich sie schnell wieder. Binnen einer Woche hatte ich 10.000 Follower, ein halbes Jahr später eine Million.
Ab wann konnten Sie davon leben?
Den ersten Sponsor hatte ich nach meinem ersten Wettkampf. Für Studentenverhältnisse konnte ich gut davon leben. Wenn es am Ende des Monats Nudeln gegeben hat, war ich happy (lacht). Der richtige Knackpunkt war 2015, als ich meine ersten großen Verträge unterschrieben habe.
Auf Instagram folgen Ihnen 1,4 Millionen, auf Facebook 3,2 Millionen Menschen. Wo ist die Grenze zwischen Öffentlichkeit und Privatleben?
Viele Familienmitglieder und Freunde wollen nicht erwähnt werden. Das akzeptiere ich. Oft werde ich zudem gefragt, ob ich in einer Beziehung oder verheiratet bin und Kinder habe. Ich habe ein Baby, meinen Hund. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.
Social Media steht wiederholt in der Kritik, falsche Körperbilder zu suggerieren und etwa Magersucht zu fördern. Was ist Ihr Eindruck?
Kinder müssen schon in der Schule den richtigen Umgang mit Medien lernen. Heute laufen Sechsjährige mit einem iPhone herum, mit dem sie im Internet alles konsumieren können. Auch der ständige Vergleich mit anderen ist schwierig. Das macht man im Teenageralter, wo die Hormone verrücktspielen, automatisch. Das löst schon einen gewissen Druck aus. Ich muss aber sagen, dass sich auf Social Media in den letzten Jahren einiges geändert hat. Shitstorms sind nicht mehr so ein großes Thema, weil auch die Jüngeren vernünftiger damit umgehen.
Sind Sie schon Opfer eines Shitstorms geworden?
Ja, mehrmals. Beim ersten Mal hat ein bekannter deutscher Comedian den Stein ins Rollen gebracht (Oliver Pocher lästerte über Davis, weil diese zu Beginn der Coronapandemie 2020 auf den Seychellen eine Kampagne shootete, Anm.). Ich hatte damals nur eingeschränkt Internetzugriff. Als ich dann meine Social-Media-Profile geöffnet habe, sind die Massen an Nachrichten und Kommentaren über mich hereingebrochen. Das waren meine ersten richtig hässlichen Nachrichten. Aber es geht vorbei. Du schläfst eine Nacht darüber, dann noch eine, und wenn jeder einmal darüber gelacht hat, ist es wieder gut. Beim zweiten Shitstorm war ich schon abgehärtet, habe mir zu Hause vor dem Fernseher ein Bier aufgemacht und Fußball geschaut. Was viele nicht bedenken: Das Internet ist keine straffreie Zone und wenn ich Drohungen erhalte, schalte ich meinen Anwalt ein, der das regelt.
Ist das nicht beängstigend?
Am Anfang schon. Aber es ist wie mit Stalkern. Beim ersten und zweiten ist es noch ein großes Ding, aber im Prinzip machen sie nichts. Sie sind nur am gleichen Ort wie du, sprechen dich auch nicht an. Das Einzige, was ich gelernt habe, ist, nie meinen Live-Standort preiszugeben. Vor einigen Jahren war ich bei einem Live-Interview in Wien und als ich danach in mein Auto eingestiegen bin, hat jemand auf mich gewartet. Ich habe es geschafft, die Zentralverriegelung zu aktivieren, aber er hat mein Auto demoliert. Das ist der unschöne Teil, wenn du in der Öffentlichkeit stehst.
Wie viele Stunden verbringen Sie täglich am Handy?
Es ist mein Arbeitsutensil. Heute war ich etwa 8 Stunden und 56 Minuten am Handy (Stand 14.30 Uhr, Anm.).
Ernährung ist ein wichtiger Teil des Bodybuildings. Halten Sie sich noch an einen strengen Ernährungsplan?
Mittlerweile bin ich eine Biertrinkerin geworden. Außerdem mache ich den besten Schweinsbraten mit Knödel. Grundsätzlich komme ich, wenn ich unterwegs bin, nur selten und unregelmäßig zum Essen.
Sie haben beruflich viel erreicht. Welche Ziele streben Sie noch an?
Ich betreibe neun Fitnessstudios in Slowenien. Das Ziel wäre ein zehntes, eine gerade Zahl. Das gilt auch bei den Mitarbeitern, da habe ich 47 und würde gerne die 50 voll machen.
Viele Influencer und Start-up-Gründer wandern nach Dubai aus. Eine Option?
Ich habe Verwandte in Dubai. Dementsprechend bin ich öfter dort und kenne die Stadt nicht nur von der touristischen Seite. Es ist ein Alltag, mit dem ich mich nicht identifizieren kann. Es ist eine sehr oberflächliche Stadt und Gesellschaft, da ist es bei uns schon kamoter.
Ihr Beziehungsstatus bleibt Ihr Geheimnis. Aber vielleicht könnten Sie Ihren Traummann beschreiben?
Ich gebe wenig bis nichts auf Optik. Ich bewerte Menschen nicht nach ihrem Äußeren und möchte selbst nicht danach bewertet werden. Ein schöner Charakter, das ist mein Traummann.