Von 1050 Euro Arbeitslosengeld lebt die Alleinerzieherin eines kleinen Kindes. Der Vater ist kürzlich verstorben. Die Miete von über 700 Euro muss sie nun alleine schultern.
Ein alleinstehender Mann bezieht 980 Euro vom AMS. Vorher hat er seine Mutter gepflegt, sie ist verstorben. Er musste in eine günstigere Wohnung ziehen, durch die Kaution und Begräbniskosten ist er ins Minus gerutscht.
Ein obdachloser Mensch hat eine Wohnung in Aussicht, von der Sozialhilfe (734 Euro) kann er die 1500-Euro-Kaution nicht stemmen. Er will aber neu durchstarten, hat sogar eine Einstellungszusage als Abwäscher.
Drei Beispiele, die „Kärntner in Not“ am vorletzten Arbeitstag vor Weihnachten ganz aktuell auf den Tisch bekam. Alle drei Antragsteller sind im übertragenen Sinn auf Herbergssuche, müssen sich neu orientieren. Und „Kärntner in Not“ hilft bei der Überbrückung in ihre neue Lebensphase. Auch die Familien unserer Weihnachtsfälle sind an einem Wendepunkt, durch Unfälle aus dem Alltag gerissen, durch neue Familienverhältnisse, durch Betreuungsverpflichtungen, die sie alle vier bewundernswert meistern. Nun aber auch ausgestattet mit einem finanziellen Polster für die dringend notwendigen Investitionen sowie Hilfsmittel, Therapie-, Pflegekosten (barrierefreier Umbau, Autoanschaffung mit Platz für die Kinder und einen Rollstuhl, Absicherung für die Phase bis zum Kindergarteneintritt, Unterstützung der Alleinverdienerin bei großen Zahlungsverpflichtungen).
Ein kräftiges Zeichen hat „Kärntner in Not“ für Menschen gesetzt, denen die Teuerungen der Lebensmittel extrem zusetzen: Heuer wurden Lebensmittelgutscheine im Wert von 65.000 Euro verteilt und für den Ankauf von Lebensmitteln 40.000 Euro bereitgestellt. 30.000 Euro haben die Spenderinnen und Spender dafür zweckgewidmet, „Kärntner in Not“ wird die Aktion 2023 verstärkt fortsetzen.
Viele Unterstützer haben heuer doppelt gespendet, im Juli für die Unwetteropfer, im Advent für die Weihnachtsaktion. „Dass Sie mehr Arbeit hatten, ist ein Zeichen, dass Sie gute Arbeit leisten“, betonte Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzender der BKS Bank, die „Kärntner in Not“ von Anfang an unterstützte und seit 2008 den Verein mit einer Basisförderung ausstattet, bei einem Partnertreffen von „Kärntner in Not“. „Das hat eine Eigendynamik: Wer rasch hilft, das spricht sich herum.“ Mit dem Hinweis, dass niemand gefeit sei, in Not zu geraten, erklärte Stockbauer die hohe Spendenfreudigkeit der Lesergemeinschaft. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bank stünden hinter der Kooperation, sie haben gemeinsam 22.000 Euro für die Unwetteropfer aufgebracht.
Landeshauptmannstellvertreterin Sozialreferentin Beate Prettner wies auf die Teuerungsproblematik hin: „Es sind viele Einzelschicksale, die besonders stark betroffen sind.“ Deshalb wurde der Hilfsfonds des Landes aufgestockt und Einzelunternehmer in die Reihen der Anspruchsberechtigten aufgenommen. Katastrophenschutzreferent Landesrat Daniel Fellner dankte „Kärntner in Not“-Obfrau Antonia Gössinger für die Anregung, die Abwicklung der Unwettersoforthilfen neu aufzustellen, wodurch alles extrem beschleunigt werden konnte. „Was wir gemeinsam in Kärnten erreicht haben, ist österreichweit einzigartig.“
Caritasdirektor Ernst Sandriesser verwies auf den Umstand, dass Armut immer noch schambehaftet sei: „Deshalb müssen wir überlegen, wie wir an die Bedürftigen herankommen.“
Susanne Koschier