In den 1990er-Jahren wird Michael K. (Name von der Redaktion geändert) auf einen Arbeitsplatz im Tunnelbau aufmerksam gemacht. Eigentlich sah seine Lebensplanung etwas anderes vor. Der finanzielle Aspekt ist aber so gut, dass er sich um die Stelle bewirbt und auch genommen wird. Die Arbeit ist hart, aber er macht sie gerne, der einzige Nachteil ist, dass er dadurch oft lange Zeit von seiner Familie getrennt ist.
18 Stunden lang verschüttet
Im Jahr 1999 ist er wieder beruflich unterwegs, dieses Mal im Ausland. Es ist 22.30 Uhr an diesem für K. „besonderen“ Tag, als sich zuerst Teile der Decke und dann unglaubliche Massen von oben herab in Bewegung setzen. Seine Kollegen können sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen, er aber wird verschüttet. „Ich hatte keine Ahnung, wo oben oder unten ist, es war auf einmal stockdunkel.“
Über ihm wird die Rettungskette in Gang gesetzt, die Kollegen graben unter Hochdruck nach dem Verschütteten. Michael K. gehen Gedanken an das bisherige Leben, die Familie, Freunde und Weggefährten und an ein unbeschwertes Leben durch den Kopf. Doch dann sei ganz plötzlich die Angst gekommen und mit ihr ist der Tod auf einmal ganz nahe: „Ich wusste, wenn ich jetzt aufgebe, ist alles aus“, so der Familienvater.
In dem kleinen Hohlraum keimt bei ihm dennoch die Hoffnung auf, dem Tod wird kein Platz gelassen – und es zahlt sich aus. „Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich verschüttet war.“ Nach 18 Stunden, die er als unendlich lang empfindet, blendet ihn das grelle Licht von Scheinwerfern. Er kann zuerst gar nicht einordnen, was los ist. Er wird geborgen, aus dem Tunnel gebracht und in ein Krankenhaus überstellt.
Lange Krankengeschichte
Damit begann eine lange Krankengeschichte, obwohl Michael K. nur kurze Zeit im Krankenhaus war, er wird nach wenigen Tagen entlassen und kehrt in seinen Heimatort nach Kärnten zurück. Zu Hause merkt er, dass etwas nicht stimmt, die Schmerzen werden immer heftiger. Nach sehr vielen Untersuchungen werden Schädigungen der Wirbelsäule erkannt. Als Folge muss er über Jahre hinweg mehrere Male operiert werden. Durch eine Komplikation nach einer OP gerät er, ohne es zu wissen, in eine lebensbedrohende Situation.
Durch Untersuchungen an Kliniken im In- und Ausland wird klar, dass ein weiterer Eingriff fast unmöglich sei. Ärzte eines Krankenhauses wagen sich dennoch an den komplizierten Fall heran und können die Situation etwas entschärfen, Entwarnung kann aber bis heute keine gegeben werden.
Nach dem Unfall im Jahr 1999 bezog Herr K. eine Zeit lang eine Invaliditätspension, die ihm aber aufgrund der Tatsache, dass er damals unter einer Altersgrenze von 50 Jahren lag, wieder aberkannt wurde.
Trotz der Befunde, der Schmerzen und der nachhaltigen psychischen Wirkung des traumatischen Vorfalls wird er zwischen Arbeitsamt und Pensionsversicherungsanstalt hin und her geschickt, er bezieht bis heute im Wechseltakt Rehabilitationsgeld oder Notstandshilfe. Ein Anspruch auf eine Unfallrente ist nicht gegeben.
Kleines Einkommen
Seine Frau hat ebenfalls ein kleines Einkommen und bekommt Familienbeihilfe. Die mehrköpfige Familie muss mit sehr bescheidenen Mitteln auskommen, eine finanzielle Planbarkeit des alltäglichen Lebens ist wegen der wechselnden Einkünfte schwierig. Jede noch so kleine Anschaffung muss genau durchdacht werden, vieles ist unmöglich. Michael K. wandte sich wegen des Umzuges in eine neue Wohnung an „Kärntner in Not“ und wurde dabei unterstützt. Trotz der Umstände gibt der Kärntner nicht auf und hofft auf bessere finanzielle Absicherung.
Albert Lesjak