Die Kleine Zeitung hat immer versucht, zu helfen, wenn Notfälle das Jahr über aktuell bekannt wurden. Gerade um die Weihnachtszeit aber wurde jenseits der Aktualität stets deutlich, dass es ein hohes Maß an unbekannter oder versteckter Not gibt. Bei Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen durch das Netz der sozialen Absicherung fallen, die spontan Beistand benötigen und denen offizielle Stellen aus gesetzlichen Gründen nicht mehr helfen konnten und können. Es kamen viele Hilfsansuchen von ebendiesen Stellen an uns, ob wir in besonders dringenden Fällen nicht etwas tun könnten.
Es war dann die Initiative unseres Redakteurs Wolfgang Rausch, unsere Kraftanstrengungen zu bündeln und eine Ganzjahresaktion mit Schwerpunkt Weihnachten ins Leben zu rufen. Dazu gewann er die namhaften Kärntner Hilfseinrichtungen. Das waren zum Start Caritas, Kinderrettungswerk, Rettet das Kind und das Bürgerbüro von Landeshauptmann Jörg Haider. Bald kam die Katastrophenhilfe Österreichischer Frauen, heute Hilfe im eigenen Land, dazu, das LH-Bürgerbüro mutierte 2013 zum Bürgerservice des Landes.
Mit diesen Partnern schmiedete er eine „Große Koalition gegen die Not im Lande“, deren Ziel es sein sollte, schnell, wirksam, zielgenau, nachhaltig und im Besonderen unter Wahrung der Würde und Anonymität der Betroffenen zu helfen. Vor allem aber ging es uns darum, die gespendeten Mittel für die Not im eigenen Lande einzusetzen. Das war zu dieser Zeit ein ziemliches Alleinstellungsmerkmal unter den größeren Hilfsaktionen und kam bei den Kärntnerinnen und Kärntnern gut an.
Mit Unterstützung der BKS
Nicht zuletzt durch den Einsatz von Wolfgang Rausch in den Anfangsjahren – er kümmerte sich lange auch persönlich um die einzelnen Notfälle – wuchs der Umfang der Aktion, sodass es unabdingbar wurde, einen Trägerverein zu gründen und ein eigenes Büro für „Kärntner in Not“ zu installieren. In dieser Situation war es wesentlich, dass unser damaliger Geschäftsführer Walter Walzl mit der Bank für Kärnten und Steiermark (BKS) und der nunmehrigen Vorstandsvorsitzenden Herta Stockbauer einen Sponsor an Bord holen konnte, der die Kleine Zeitung bei den Kosten dafür unterstützt. Das half mit, unserem Gründungsmotto „Jeder Cent wird ausbezahlt“ bestmöglich treu zu bleiben. Die Bürokratie ist auf das Unvermeidbare reduziert, infrastrukturell ist man, wo es geht, an die Kleine Zeitung angedockt.
Um unserer Leserschaft die Schicksale derer näherzubringen, denen wir helfen wollten, haben sich gerade Autorinnen aus dem Stab unserer Zeitung verdient gemacht: Elke Fertschey, Manuela Kalser, Susanne Koschier, Esther Farys und – in den Anfangsjahren – die heute bekannte Schriftstellerin Isabella Straub haben nicht nur einfühlsame, preiswürdige Reportagen verfasst, sie sind durch ihren tiefen Blick hinter die Wohlstandsfassaden wohl auch selbst durch eine Art Lebensschule gegangen. Man sieht dann die Welt aus anderen Perspektiven.
Diese Selbsterfahrung gilt auch für mich. Ich erinnere mich noch an die Abende, an denen ich die Dokumentationen der Notfälle auf den Schreibtisch bekam, um sie zu studieren und dann mit meiner Unterschrift der Auszahlung zuzustimmen. Was manche Menschen an Schicksalsschlägen erdulden müssen und wie schnell sich Not und Elend einstellen können, hat mich schwer betroffen gemacht und vieles von dem relativiert, was man selbst als belastend empfand.
Umso aufbauender war es, immer wieder aus Rückmeldungen zu erfahren, wie wirksam die durch unsere Leserinnen und Leser möglich gemachte Hilfe war. Zu den schönsten Erlebnissen zählten dabei Briefe, mit denen sich Menschen bei uns für die erhaltene Unterstützung bedankten und uns mitteilten, dass sie nun, Gott sei Dank, selbst in der Lage seien, den einen oder anderen kleinen Betrag für „Kärntner in Not“ zu spenden.
Dank an großzügige Leserschaft
Die Summe der in zwei Jahrzehnten gesammelten Gelder, die Mitmenschen in Not zugutekommen konnte, macht mehr als stolz. Zuerst einmal auf die großzügigen Leserinnen und Leser der Zeitung, dann auf jene, die im Blatt die Aktion schon so lange leidenschaftlich tragen und weitertragen werden. Dass Antonia Gössinger „Kärntner in Not“ als Obfrau vorsteht, macht einen da sicher. Und nicht zuletzt gilt der Stolz, verbunden mit Dankbarkeit, auch unseren Partnerorganisationen, deren Expertisen und Mithilfe eine wichtige Basis für die Wirksamkeit des Ganzen sind.
Persönlich lässt sich für mich nach Jahrzehnten in der Branche anlässlich dieses besonderen Jubiläums auch so ein Fazit ziehen: Politische Kontrolle ausüben, investigativ arbeiten, den Schwachen eine Stimme verleihen, der Gerechtigkeit Bahn brechen, Spannungen in der Gesellschaft abbauen – alles wichtig und notwendig. Mit sozialer Kompetenz, auf breitester Basis verwirklicht, kann sich Journalismus aber selbst am nachhaltigsten belohnen.