Es geht um die Wurst, um die sprichwörtlich warme Suppe. Neudeutsch: um Burger und Pommes. Die warme Mahlzeit ist ein Symbol. Das Bild des Essens, gemeinsam zu Hause, wenn sich die Familie um den Tisch versammelt, ist ein Idealbild. In Österreich werden wenige Kinder tatsächlich hungern. Aber durch die Teuerungen hat sich etabliert, was undenkbar schien: Es muss jeder Euro umgedreht werden. Der Warenkorb „Lebensmittel und alkoholfreie Getränke“ lag im Oktober 2023 noch immer um 7,2 Prozent über dem Vorjahr. Im März waren Nudeln und Co. sogar um 14,6 Prozent teurer. Die Richtwerte der Mieten wurden im April 2023 um 8,6 Prozent erhöht, das betrifft vor allem Mieter im genossenschaftlich-sozialen Wohnbau. So summieren sich die zusätzlichen Belastungen.

Der Sozialstaat hat mit Einmalzahlungen dagegen gehalten (Klimabonus des Bundes 250 Euro, ausgezahlt unabhängig vom Einkommen) und mit einer Anpassung der Sozialleistungen. So wurde der Familienbonus angehoben, den steuerpflichtige Eltern gutgeschrieben bekommen (von 1500 auf 2000 Euro pro Kind). Familien mit geringem Einkommen sind aber kaum steuerpflichtig. Dafür wurde der Kindermehrbetrag (eine Negativsteuer) angehoben (von 250 auf 550 Euro). Das Land Kärnten hat einen eigenen Bonus ausgeschüttet, treffsicherer für einkommensschwache Personen (bis zu 900 Euro).

In Kärnten bezogen 2022 5155 Menschen Sozialhilfe (1054 Euro pro Monat). Als Armutsgefährdungsschwelle nennt die Wissenschaft ein Einkommen von 1392 Euro. Wie schaut die Realität von Menschen aus, die sich an „Kärntner in Not“ wenden? Es sind Eltern, die ihren Kindern täglich eine warme Mahlzeit auf den Tisch stellen. Aber sie sind gefährdet, ihren Zahlungen nicht mehr nachkommen zu können.

Viele Antragstellerinnen und Antragsteller beziehen Notstandshilfe, Reha-Geld, Kinderbetreuungsgeld. Diese Leistungen wurden nicht an die Inflation angepasst angehoben. Viele der Tagessätze der um Hilfe ansuchenden Menschen liegen unter 20 Euro, also gerade 600 Euro pro Monat. Auch, wenn sie Anspruch auf Wohnbeihilfe oder eine Aufstockung durch die Sozialhilfe haben: Wie mit 1050 Euro auskommen, wenn für Miete, Strom, Heizung zwei Drittel des Einkommens draufgehen? Da wird Rauchen zum Luxus, Freizeitaktivität unmöglich, Elektrogerät darf keines kaputtgehen, eine Zahnsanierung eine unüberwindbare Hürde. Die ausgeschütteten Teuerungsboni gingen für Mieterhöhung, Strom-, Heiz- oder Betriebskostennachzahlungen drauf. Viele der betroffenen Familien kommen in eine teuflische Zwickmühle: Mietschulden riskieren oder beinhart einsparen, was geht?

Eine an Krebs erkrankte, alleinerziehende Mutter einer Tochter bezieht zur Antragstellung 536,76 Euro Krankengeld, 320 Euro Alimente, 113 Euro Wohnbeihilfe und 211,50 Euro Familienbeihilfe. Die Summe ihrer Fixausgaben beträgt 1032,90 Euro. Sie ist all ihren Zahlungsverpflichtungen nachgekommen, fürs täglich Leben bleiben 148,36 Euro. Würde man alle Teuerungsboni auf das ganze Jahr verteilen, sind das rund 141 Euro, also hat diese Familie für zwei Personen knapp 300 Euro im Monat für Essen, Pflege, Kleidung, Schule zur Verfügung.

Wurde in der Pandemie mit der Kennziffer 1 durch Corona in Not geratenen Personen geholfen und 2022 Spenden für Lebensmittel gesammelt (die dafür zweckgewidmeten 34.500 Euro wurden auf 80.600 Euro aufgestockt und für den Kauf von Speiseöl, Mehl und Butter zur Verfügung gestellt), möchte „Kärntner in Not“ 2024 in Zusammenarbeit mit dem Bürgerservice armutsgefährdeten Familien verstärkt helfen.