Schon in der Musikhauptschule war klar, dass ich Schauspieler werde. Aber eigentlich nur für mich, sonst hat das keiner geglaubt.
Selbstbewusstsein und (Selbst-)Ironie: keine schlechten Zutaten für einen darstellender Künstler und Regisseur. Beides braucht Thomas Smolej auch, wenn er ab 1. August in Österreichs legendärem „Kabarett Simpl“ die Revue „Im freien Fall“ inszeniert. Einen Monat haben er und die sieben Mitwirkenden Zeit, ehe das 25-Nummern-Programm 270 Mal über die Bühne geht – bis Juni 2018.
Was will der Villacher denn anstellen mit „seinem“ Simpl-Publikum – soweit das ein Regisseur kann? „Ich mache Stücke so, dass sie mir auch als Zuschauer gefallen würden. Wenn ich ins Theater gehe, erwarte ich, unterhalten zu werden, egal, ob das Stück tragisch oder witzig ist. Also stelle ich mir gegenüber den Anspruch zu unterhalten.“
"Politisch unkorrekt"
Und ja, „absolut“ gebe es gesellschaftliche Kräfte, gegen die Kabarett sein muss: „Manche politische Entwicklungen wiederholen sich, seit es Menschen gibt. Da ist es notwendig, politisch unkorrekt zu sein – ähnlich wie die Satirezeitung ,Simplicissimus‘, von der ,Simpl‘ abgeleitet ist.“
Welch anregender Zufall: „Zwölf Jahre, nachdem ich im Simpl als Darsteller begonnen habe, inszeniere ich dort erstmals eine musikalische Sketch-Revue.“ 20 Regiearbeiten hat er schon abgeliefert, darunter „Don Carlos“, „Burn-out“ oder „Sunset Boulevard“. Auch musikalisch ist er kein unbeschriebenes Notenblatt, wie von ihm in Szene gesetzte Soloabende von Elke Winkens, Dagmar Koller oder die Europa-Tournee von Peter Kraus belegen. „Der ist sehr sympathisch; ein Vollprofi, der immer das Beste will. Außerdem ist er fitter als manche seiner jüngeren Kollegen.“
Ein Wunsch Smolejs blieb allerdings unerfüllt – bisher jedenfalls: „Ich würde gern einmal am Stadttheater in Klagenfurt inszenieren.“ Eine nachfühlbare Absicht: So könnte er auch in seinem Heimat(bundes)land zeigen, was er kann.
Wenn Thomas Smolej nicht gerade auf oder hinter der Bühne agiert, leiht der Uni-Sprachausbilder Firmen wie Almdudler, McDonald’s oder Opel seine Stimme in TV und Radio oder spricht Hörbücher.
Er ist froh und dankbar, dass seine Mutter ihn immer unterstützt hat, auch als sein Erfolg noch nicht absehbar war.
Er glaubt, dass man mit Herz und Seele dabeisein muss: „Das Publikum spürt, wenn man ihm etwas vormacht.“
Und er weiß, dass Theater eine originell-tröstliche Funktion haben kann. „Wenn der Zuschauer denkt: Es gibt immer einen, dem es noch oarscher geht als mir!“
Jochen Bendele