Corona, Krieg, Energieengpass – die Krisen holen auch den Breitensport ein. Die explodierenden Energiekosten lassen zum Beispiel in den Kärntner Eishallen große Sorgenfalten aufkommen. "Wir sind von dreifach höheren Kosten betroffen und mussten unsere Preise um 30 Prozent erhöhen", sagt Michael Herzog-Löschnig, Geschäftsführer der Ossiacher-See-Halle in Steindorf. Derzeit wird eine neue Bande in der Eishalle montiert, daher wird die Halle erst im November öffnen. In der vergangenen Saison kosteten 60 Minuten auf dem Eis inklusive zwei Kabinen 144 Euro. "Jetzt werden es 185 sein."
Herzog-Löschnig, der auch Präsident des Kärntner Eishockeyverbandes ist, sieht eine generelle Gefahr für den Sport. "Mit den hohen Preisen ist es auch schwer, eine Meisterschaft durchzuführen. Wenn es so weiter geht, dann sehe ich generell den Sport in Gefahr." Auch die Coronakrise hat der Sporthalle zugesetzt. "Der Ausfallbonus, den wir erhalten haben, hat maximal 30 Prozent gedeckt. Corona hat finanziell schon ein großes Loch hinterlassen."
Die Kosten für die neue Bande belaufen sich auf rund 190.000 Euro. Die Gemeinde Steindorf hält mehr als 75 Prozent der Gesellschafteranteile. Bürgermeister Georg Kavalar: "Für die Gemeinden sind die Ausgaben für den Sport kaum noch leistbar beziehungsweise vertretbar." Denn neben dem Sanierungsplan für Bande und Kühlung – in Kooperation mit dem Land – müsse die Gemeinde auch die Abgänge der Halle tragen. Jedes Jahr. "Basis sind zumindest kostendeckende Eisstunden, als Echtpreise. Da muss man kalkulieren. Die Stunden können wir als Gemeinde nicht mehr fördern", sagt Kavalar. Er nimmt Bund und Land in die Verantwortung: "Wenn man Sport haben will, oder sagt, Kärnten ist ein Eishockey-Land, dann muss man sich das auch leisten können und wollen. Es kann aber nicht alles auf die Gemeinden abgewälzt werden."
Die Vereine und Kunden wurden über die erhöhten Preise schon informiert. "Viele zeigen sich verständnisvoll. Jedoch werden wir leider auch gewisse Vereine verlieren", sagt Herzog-Löschnig. Ein Verein, der schon seit Jahren in der Ossiacher-See-Halle trainiert, ist zum Beispiel der Eiskunstlaufverein. Trainerin Jara Bartoskova erklärt: "Wir sind derzeit noch in den Vorbereitungen für die Saison. Über die Teuerungen sind wir schon informiert worden. Es kann sein, dass wir deswegen den Mitgliedsbeitrag erhöhen müssen, das wissen wir noch nicht genau. Aber wir trainieren auf jeden Fall weiter in der Ossiacher-See-Halle."
In Villach zeigt man sich zurückhaltend
In Villach gibt man sich, was die mögliche Preisentwicklung betrifft, noch zurückhaltend: "Die monatlichen Stromkosten für die Eishalle liegen im vierstelligen Bereich. Die Vertragsbindung mit dem Energieanbieter läuft noch bis Jahresende, daher sind die Kosten beziehungsweise eine etwaige Steigerung jetzt noch nicht abschätzbar", heißt es aus der Öffentlichkeitsabteilung der Stadt. Auch die finanziellen Auswirkungen, was die Höhe von Eis- und Kabinenmiete für Vereine und Hobbymannschaften anbelangt, können noch nicht beziffert werden: "Die jährlich notwendige Indexanpassung ist noch nicht erfolgt. Die Höhe dieser Anpassung wird jedoch auch von einer möglichen Unterstützung bzw. Kompensation seitens Land und Bund abhängen", lautet die Auskunft der Stadt.
Durch Baumaßnahmen in Steindorf und Klagenfurt (Sanierung Stadthalle) stehen aktuell zwei Hallen im Zentralraum weniger zur Verfügung. "Dies stellt für alle umliegenden Hallen eine neue Situation dar. Die Vollauslastung der Stadthalle Villach ist längst erreicht – bereits seit Jahren übersteigen die Anfragen die Möglichkeiten. Diese angesprochenen zusätzlichen Anfragen auswärtiger Vereine können daher im Betriebsplan der Stadthalle keinesfalls untergebracht werden. Dies ist erst mit Errichtung der zweiten Halle möglich", wird in Villach verlautbart.
Bereits voll im Training
Auch beim Eislaufverein (ELV) Zauchen "versteht" man die Kostensteigerung. "Es bleibt uns nichts anderes übrig, als die Teuerungen zu ertragen. Trainieren müssen wir ja. Und im Alltag wird eben alles teurer", erklärt Obmann Martin Kollmann. Der ELV wechselt zwischen Radenthein, Steindorf und Velden. "Wir trainieren jetzt schon. Die Halle in Radenthein hat schon geöffnet. Anfang November wechseln wir nach Steindorf. Und wenn dann die Halle in Velden öffnet, werden wir dort trainieren. Velden ist für uns am nächsten und wir bekommen hier gute Zeiten für unser Training. Auch unsere Heimspiele tragen wir in Velden aus."
Entscheidung folgt
In Radenthein blickt man auf eine kürzlich erfolgreich durchgeführte Eishockey-Weltmeisterschaft zurück – mit dem Aufstieg des U18-Damen-Nationalteams auch aus sportlicher Sicht. "Wegen der Weltmeisterschaft haben wir heuer mit der Eisaufbereitung schon früher begonnen. Die Halle kann ab sofort gebucht und genutzt werden", sagt Bürgermeister Michael Maier. Die Buchungslage sei auf Vorkrisenniveau. Krisenstimmung liegt trotzdem in der Luft. "Das große Fragezeichen ist die Strompreisentwicklung ab 1. Jänner. Für 2023 sind wir in Verhandlungen mit den Stromanbietern", schildert Maier, bis dorthin gibt es einen laufenden Vertrag.
Bisher lagen die jährlichen Stromkosten zwischen 50.000 und 60.000 Euro. Wenn die Prognosen eintreffen, hätte die Stadtgemeinde über 400.000 Euro zu stemmen, das sei nicht zu budgetieren. Eine Entscheidung soll im November nach den Lieferantenabschlüssen fallen. Für das laufende Jahr sei der Betrieb allerdings gesichert.
Auch an der Eis-Sport-Arena in Spittal werden die steigenden Kosten nicht spurlose vorübergehen. "Die Tarife für Vereine werden leicht angepasst. In der nächsten Stadtratssitzung wird beraten, wann", kündigt Bürgermeister Gerhard Köfer an. Die Erhöhung werde aber "moderat" ausfallen. Die Spielzeiten sollen aufrechterhalten werden.
Später Saisonstart in Velden
In den meisten Wintern wird in Velden ab Ende Oktober eisgelaufen und Eishockey gespielt. Heuer geht man davon aus, dass Sportlerinnen und Sportler aufgrund der hohen Energiekosten erst im November übers Eis der Kunsteisbahn flitzen können. "Natürlich war die Eishalle im Vorstand und in den Gremien schon Thema. Sie ist mit rund 300.000 Kilowattstunden pro Jahr doch einer der drei großen Energieverbraucher unserer Gemeinde", sagt Helmut Kusternik, Amtsleiter der Gemeinde Velden am Wörthersee.
Wenn der USC Velden aber auch heuer wieder um den Meistertitel mitspielen sollte, wird auch die Eishalle so lange in Betrieb sein. Kusternik: "Hier müssen wir dann situationselastisch vorgehen. Dort, wo es sehr energieintensiv ist, werden wir einsparen. 15 Prozent sind das Ziel, die Eiszeit wird heuer also wohl drei bis vier Wochen kürzer sein als sonst." Über die Preiserhöhungen für Eis- und Kabinenmiete wird im Sportausschuss beraten. Es soll, wenn nötig, in Absprache mit anderen Eishallen zu moderaten Erhöhungen kommen.