Der kleine, aufrüstbare Fahrrad-Elektroantrieb, mit dem alles begann, empfängt die Besucher im Eingangsbereich. Gleich daneben, das, womit go-e derzeit viele E-Auto-Besitzer in Europa glücklich macht: die mobile Ladestation. Die "Steckdose" für das E-Auto wird an die Wand montiert, kann aber auch mitgenommen werden. Als Zwischenteil von Stromnetz (Starkstrom oder klassischer Anschluss mit Adapter) ermöglicht diese Box ein sicheres Laden des Autos, aber auch Feineinstellungen wie das Laden einzelner Phasen (schnelles oder langsames Laden, das ist in manchen Ländern auch gesetzlich geregelt), Laden beim günstigsten Stromtarif (zum Beispiel in der Nacht) oder das allgemeine Steuern via Handyapp. Das alles zu einem vergleichsweise günstigen Preis am Markt.
Allein 2021 konnte das Unternehmen seinen Umsatz damit nahezu verdreifachen. "Derzeit konzentrieren wir uns auf die Märkte Schweden, Norwegen und Finnland", erklärt go-e Brandmanager Christian Philipp. Dort ist der E-Auto-Markt groß, die mobile Wallbox zum Laden von Elektroautos gefällt vor allem Zweitwohnsitzbesitzern. Tatsächlich ist die Entscheidung zur derzeitigen Konzentration auf den skandinavischen Markt eine recht pragmatische gewesen: Man spricht dort Englisch. "Zum Beispiel in Frankreich gewinnt man mit Englisch keine Sympathiepunkte – da brauchen wir einen Nativespeaker", lacht Philipp. Es geht merklich schneller aufwärts mit dem Kärntner Unternehmen, als man hinschauen kann.
Die go-e GmbH wurde 2015 im Rahmen eines Kickstarter-Projekts mit dem Nachrüstantrieb für Fahrräder gegründet. Die hat Gründer Peter Pötzi (damals 20 Jahre alt) mit seinem Cousin noch im Wohnzimmer zusammengeschraubt. Später fand er für sein E-Auto leider keine Ladebox, wie er sie für sich wünschte und – ganz der Erfinder – baute sich eine selbst.
2017 wurde mit dem go-eCharger HOME+ die weltweit erste auch mobil verwendbare, smarte Wallbox zum Laden von Elektroautos vorgestellt. Die intelligente Wallbox, bei der man nicht nur sicher laden kann, sondern auch zum Beispiel den Stromfluss der eigenen PV-Anlage, Best-Preis-gesteuerte Ladezeiten oder andere Einstellungen per App vornehmen kann, entwickelt sich vom Geheimtipp "made in Austria" zum Verkaufsrenner. 1200 Wiederverkäufer beliefert man, der Kundensupport wird aber selbst abgewickelt. "Wir haben sehr wenige Reklamationen", betont Philipp. Und jene, die sich melden, schreiben zufriedene Rezensionen, zum Beispiel auf Google. Schnell und zuvorkommend, das ist das Credo.
125 Mitarbeiter hat man derzeit, das Führungsteam setzt sich aus Vincent Marbé, CEO, Susanne Palli, CEO, Peter Pötzi, Product Owner, CTO & CIO und Erik Yesayan, CFO zusammen. Produktion und Zentrale sind derzeit in Feldkirchen und mit Produkt wie auch Konzepträumt man derzeit einen Preis und eine Auszeichnung nach der anderen ab. Zum Valentinstag hat man sich sozusagen selbst ein Geschenk gemacht: ein Grundstück für die neue, viel größere Firmenzentrale im Gewerbepark St. Veit. Mit den Nachbarn Sonnenkraft, Greenonetec befindet man sich auch thematisch in bester Gesellschaft.
"Wir verbinden die Qualität des alten Handwerks mit den neuen Ideen der Nachhaltigkeit", sagt Philipp. Die Bauteile kommen aus der Steiermark oder Klagenfurt, die Kartons sind aus Öko-Pappe. "Wenige einzelne Teile müssen noch aus China bezogen werden, da sind wir aber dran, dass wir auch hier eine europäische Lösung finden", sagt Philipp. Jedes Teil wird sorgfältig und mehrfach auf seine Qualität geprüft, bevor es mit den anderen "verhochzeitet" wird. Die Fertigungsstraßen in Feldkirchen wurden erst kürzlich erneuert. "Gemeinsam mit den Mitarbeitern haben wir diese optimal für die Arbeitsschritte entwickelt. So können wir nun mehr Geräte fertigen", erklärt Philipp. Auf das Mitarbeiterwohl wird trotz des rasanten Wachstums penibel geachtet. Die Stimmung ist freundschaftlich, wer Ruhe braucht, der telefoniert in kleinen, aber bequemen Akustikboxen, gemeinsam wird im Pausenraum Tischfußball gespielt und "jeden Tag fühlt sich eine anderer bemüßigt, Süßes mitzubringen", lacht Philipp mit Blick auf einen angeschnittenen Kuchen in der Kantine.
Wer als Mitarbeiter ein E-Auto fährt, bekommt mehr Gehalt und darf das auch während der Arbeitszeit gratis am Firmengelände laden. go-e verpflichtet sich dabei Werten wie innovativer Entwicklung, Inspiration zu nachhaltigem Handeln und intuitiven Produkten. "Jetzt steht der Umzug in den Industriepark nach St. Veit an. Für Details ist die Planungsphase noch zu wenig fortgeschritten, aber 2024 wollen wir bauen, 2025 umziehen. Aber auch marketingtechnisch haben wir viele neue Ideen, die auch nachhaltig für die Region, ja für den ganzen Alpe-Adria-Raum sein werden", sagt Philipp. 25 Millionen Euro investiert das Unternehmen in St. Veit. Bei diesem rasanten Wachstum sollte man go-e sicher als Kärntner Player am globalen E-Markt nicht unterschätzen.