Die Landwirtefamilie ist geschockt und der Wildbiologe ist sich eigentlich sicher: In der Nacht von Samstag auf Sonntag haben wahrscheinlich zwei Wölfe ein Mufflon-Lamm in Deutsch-Griffen gerissen. "Das Lamm wurde bei uns auf der Wiese gerissen", sagt der betroffene Bauer und Jagdleiter Hubert Wurzer. Vier Generationen – bis hin zum zehnjährigen Enkelkind – seiner Familie leben auf dem Hof. "Es ist kein gutes Gefühl", sagt Wurzer, denn der Rissvorgang passierte am Hof, und der oder die Wölfe kehrten auch noch einmal zum Hof zurück, um an der Beute weiterzufressen. Bilder gibt es davon keine. "Es gibt Spuren", sagt Wurzer.
Als Experte war der freiberufliche Wildbiologe Thomas Huber vor Ort, der auch für das Land Kärnten arbeitet. "Unter anderem wurden natürlich DNA-Proben genommen, die jetzt analysiert werden, aber: alleine die Fraßspuren und die Art, wie etwa dadurch die Knochen zerlegt wurden, sowie durch die Spuren, gibt es fast keine Zweifel, dass es sich um zwei Wölfe handelt", sagt Huber. Es gebe am Hof kreuz und quer Spuren in alle Richtungen. "Das Wild ist von weiter oben weggejagt worden, und wurde unten am Hof gerissen." Auch im Gebiet Sirnitz gab es einen Riss von einem jungen Mufflon in logischer zeitlicher Abfolge. Die Entfernung der Orte macht es sehr wahrscheinlich, dass es sich hierbei um den oder dieselben Wölfe handelt.
Abschussmöglichkeit laut Kärntner Wolfsverordnung
Ernst Allesch, Obmann der zuständigen Jagdgesellschaft Deutsch-Griffen, sagt, es werde nun wirklich ernst. "Die Wölfe waren ja mitten im Hofbereich." Es habe bereits zwei Wolfsvergrämungen durch die Jägerschaft gegeben.
In einer aktuellen Aussendung teilte das Land Kärnten mit: "Es besteht aber seit Montag eine Abschussmöglichkeit laut Kärntner Wolfsverordnung für einen Risikowolf im Gemeindegebiet von Deutsch-Griffen und Gnesau (zehn Kilometer Radius vom Ort der Vergrämung). Die Jagdausübungsberechtigten sind darüber bereits schriftlich informiert."
Mufflon-Wild – man hat den Bestand seit den 1980er-Jahren aufgebaut – ist normalerweise in höheren Bereichen anzufinden. "Im Winter geht es aber aufgrund der Witterung weiter hinunter und der Beutegreifer geht natürlich nach."