Sie haben sich bei der jüngsten Wahl nicht mehr als Obmann des Kärntner Blasmusikverbandes zur Verfügung gestellt. Eine Funktion, die Sie 24 Jahre inne hatten. Sind Sie schon in Ihrem „neuen Leben“ angekommen?

Dazu braucht es wahrscheinlich schon noch eine Übergangsphase. Ich bin quasi noch im System und im täglichen Austausch mit dem Verband. Aber es ist für mich schon eine Erleichterung, wenn man Verantwortung abgeben kann und „nur“ mehr mitarbeitet.

24 Jahre sind eine lange Zeit. Hat bei den Neuwahlen das lachende oder das weinende Auge überwogen?

Es war eigentlich von beiden ein bisschen. Ein weinendes Auge, weil mit der langen Zeit auch viele Emotionen verbunden sind. Mit einem guten Team haben wir viel geschafft. Ich freue mich aber auch, dass ich einen gut aufgestellten Verband in gute Hände geben kann.

Die Arbeit im Verband ist ja ehrenamtlich. Haben Sie einmal nachgerechnet, wie viele Stunden Sie in Ihrer Freizeit für das Ehrenamt im Einsatz waren?

Ich habe die Stunden nicht mitgeschrieben, aber es war schon ein Vollzeitjob. Man denkt viel nach, beschäftigt sich eigentlich rund um die Uhr gedanklich mit dem Verband. Und ich hatte durchaus die eine oder andere schlaflose Nacht. Es ist zwar ein Ehrenamt, aber ich habe gesagt: Wenn ich es mache, dann mit Professionalität.

Sie haben somit unzählige Stunden Ihrer Freizeit ehrenamtlich für die Musik aufgebracht. Was bekommt man für diesen Einsatz zurück?

Ich war in allen Regionen Kärntens und ich hatte das Gefühl, dass ich überall gerne gesehen war und die Menschen meine Leistung schätzen. Es geht mir aber nicht so sehr um meine Person, sondern darum, dass man spürt, dass sich etwas bewegt, dass die Jugend sich reinkniet und dass die Qualität höher wird.

Was waren die schönsten Momente?

Die musikalischen Höhepunkte waren sicherlich die Teilnahmen mit der Stadtkapelle Feldkirchen an zwei Weltmeisterschaften. Von dort haben wir auch jeweils eine Goldmedaille mit nach Hause gebracht. Das waren Meilensteine für den Verein, aber auch für mich persönlich und ich bin stolz, dass ich das miterleben konnte. Als Präsident des Österreichischen Blasmusikverbandes stand ich im Kontakt zu verschiedenen Ministerinnen und Ministern und war beim Fürsten von Lichtenstein zu Gast. Das war schon ein erhebender Moment.

In einem Interview haben Sie gesagt, dass Sie derzeit aus Zeitgründen kein aktives Mitglied einer Musikkapelle sind. Wird sich das jetzt wieder ändern?

Das stimmt, das ist sich aus zeitlichen Gründen leider nicht ausgegangen. Und wenn ich irgendwo nicht zu 100 Prozent dabei bin, bringt das nichts. Ich werde sicher wieder bei einer Kapelle aktiv mit dabei sein. Aber nicht heute und nicht morgen, sondern, wenn ich mehr Zeit habe.

Wieder zurück zu "Ihrer" Stadtkapelle Feldkirchen oder zu einer anderen?

Das habe ich noch nicht entschieden.

Was hat sich in den mehr als 20 Jahren Ihrer „Amtszeit“ Ihrer Meinung nach am meisten verändert?

In der Ausbildung der Jugendlichen durch die Zusammenarbeit mit den Musikschulen haben wir einen Quantensprung gemacht. Aber nicht nur auf musikalischer Ebene, sondern auch bei der Ausbildung der Funktionäre hat sich einiges getan. Gemeinsam mit den anderen Bundesländern haben wir Führungskräfteseminare organisiert. Es gibt heutzutage kaum noch Vereine, in denen es Funktionäre ohne entsprechende Ausbildung gibt. Und stark geändert hat sich auch die Akzeptanz der Blasmusik in der Bevölkerung.

Inwiefern?

Musikkapellen hatten früher so eine Art Bierzeltimage - mit Walzer, Polka, Trachtenhut und Lederhose. Dieses Image hat sich mittlerweile aber geändert – auch durch die Steigerung der musikalischen Qualität.
Die Pandemie ist auch an den heimischen Musikvereinen nicht spurlos vorübergegangen. Wie hat Corona das Vereinsleben beeinflusst?
Das war ganz unterschiedlich. Manche Vereine hatten dadurch einen kompletten Stillstand und leiden noch heute darunter. Andere Gruppen haben die Pause genutzt, um etwa an der Ausbildung oder an den Strukturen zu arbeiten. Vereinen, die schon vorher auf wackeligen Beinen standen, hat die Pandemie dann noch mehr geschadet. Die Stärkeren sind auch in der Pandemie besser über die Runden gekommen.

Haben die Vereine durch die Pandemie viele Musikerinnen und Musiker verloren?

Laut den Zahlen nicht wirklich. Vereinzelt haben ältere Musiker die Pandemie zu Anlass genommen, sich zurückzuziehen, aber einen generellen und starken Rückgang gab es nicht.
Stefan Süssenbacher tritt als neuer Landesobmann in Ihre Fußstapfen. Welchen Tipp geben Sie ihm mit auf seinen Weg?
Stefan war drei Jahre lang mein Stellvertreter, er ist schon lange im Landesverband und kennt daher die Strukturen. Es wäre somit vermessen, ihm Ratschläge zu geben. Hinter ihm steht ein tolles Team, er soll einfach Ziele und Visionen haben und seinen Weg weitergehen.

Durch Ihren Rückzug gewinnen Sie viel Freizeit, wie werden Sie diese verbringen?

Bis jetzt habe ich noch nicht viel von mehr Freizeit gespürt (lacht). Aber ich möchte mir in Zukunft mehr Zeit für mich, meine Gesundheit und Wellness nehmen. Und für mein Hobby, das Rasenmähen.

Mehr zum Thema