Händeringend suchen viele Betriebe im Land nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – die Arbeitslosigkeit ist niedrig, der Bedarf nach Arbeitskräften groß. Neue Ideen sind gefragt, um spezielle Angebote für Mitarbeitende anbieten zu können. Im Bezirk Feldkirchen tut sich dahingehend einiges.
4-Tage-Woche bei McDonald's: "Es funktioniert"
Die neue McDonald's Filiale in Feldkirchen hat in der Systemgastronomie eine Vorreiterrolle eingenommen: Als einer der ersten McDonald's Europas bietet man die 4-Tage-Woche an. "Es ist der einzige Grund, warum ich genügend Mitarbeiter habe", sagt Restaurantleiterin Isabell Jurak. Denn das neue Arbeitsmodell kommt bei Bewerberinnen und Bewerbern sehr gut an. "Es weckt großes Interesse. Manche haben Kinder und sind alleinerziehend oder studieren und wollen nur am Abend arbeiten, oder einfach mehr Freizeit", nennt Jurak die Gründe.
Das neue Modell erfordere mehr Zeit für die Dienstplanung, da fast alle Mitarbeitenden eine individuelle Stundenanzahl und mögliche Einsatzzeit haben. Aber "es funktioniert", wenn auch nicht lückenlos. In einigen Bereichen arbeiten die Arbeitnehmer derzeit nur ungefähr jede zweite Woche im 4-Tage-Rhythmus. "Das liegt daran, dass wir Coronafälle hatten und noch fünf Arbeitskräfte mehr brauchen, um es lückenlos für alle umzusetzen." Außerdem sei im Gegenzug auch Flexibilität der Arbeitnehmer gefragt: "Wenn mir alle Frauen, die Frauenquote im McDonald's Feldkirchen liegt bei 90 Prozent, ein enges Zeitkorsett mitgeben, geht es nicht. Es muss die Bereitschaft vorhanden sein, zumindest jedes zweite Wochenende zu arbeiten oder einen Tag pro Wochenende", erklärt die Restaurantleiterin die Voraussetzung.
Für Jurak ist das 4-Tage-Modell die einzige Möglichkeit, in der Gastronomie ganzjährig geöffnet zu haben. Der Grund, warum dennoch viele Restaurants an altgedienten Modellen festhalten, ist simpel: Die 4-Tage-Woche kostet dem Betrieb mehr Geld. Jurak rechnet vor: "Wenn ich in der Küche 50 Dienste in fünf Tagen brauche und zehn Mitarbeiter habe, dann ist das super, weil jeder Mitarbeiter fünf Dienste macht. Wenn aber jeder nur vier Tage arbeitet, dann brauche ich 12,5 Mitarbeiter, sagen wir 13, um dieselben 50 Dienste abzudecken. Also drei Arbeitnehmer mehr, die dasselbe verdienen."
"Eltern-Schicht" und Mitarbeiter-Shuttle
Bei der Firma "Leeb Balkone" in Gnesau ist man bezüglich der Arbeitszeiten sehr flexibel. Die Schichtzeiten vereinbart der Arbeitgeber von rund 250 Personen auf individueller Basis, sie können zum Beispiel bei der eingeführten "Eltern-Schicht" jederzeit angepasst werden. "Wenn jemand zu Mittag sein Kind abholen muss und nur am Vormittag vier Stunden arbeiten möchte, dann ist das bei uns kein Problem", versichert HR-Chefin Julia Krenn. Derzeit wird die spezielle "Eltern-Schicht" in der Produktion allerdings nur von Frauen genutzt und deshalb "Mama-Schicht" genannt.
Flexible Arbeitszeiten seien im Betrieb populär, weniger hingegen Arbeit von zu Hause. "Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten lieber vor Ort und die meisten haben eine kurze Anreise. Zusätzlich gibt es von Feldkirchen und Radenthein einen eigenen Mitarbeiter-Shuttle. Deswegen ist Homeoffice eher kein Thema." Beim eigens zur Verfügung gestellten Shuttle handelt es sich um zwei kleine Busse, die Angestellte zwischen dem Firmenstandort Gnesau und den zwei Ausgangspunkten Feldkirchen und Radenthein hin und her chauffieren. Dieses Service nutzen derzeit circa 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Bezüglich der 4-Tage-Woche, nach welcher laut Krenn in Bewerbungsgesprächen auch gefragt wird, zögert man noch. "Wir schließen es für die Zukunft nicht aus, allerdings gibt es noch keine konkreten Pläne. Vermutlich, weil die 4,5-Tage-Woche bei uns bereits seit Jahren gelebt wird", sagt die HR-Managerin. Es gäbe Überlegungen, doch die verschiedenen Modelle und die Zielgruppe müssen noch evaluiert werden.
Sechs Tage Arbeit, acht Tage frei
Im Gasthaus Prodinger "Hoisbauer" in Steuerberg setzt man schon seit mehr als zwei Jahren auf ein neues Arbeitsmodell: sechs Tage Arbeit, acht Tage frei. "Wir haben uns Gedanken gemacht und uns mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterhalten", erklärt Katrin Prodinger. "Der Wunsch der meisten Angestellten war es, nicht jedes Wochenende zu arbeiten. Und so ist dieses Arbeitsmodell entstanden." Natürlich wird an den sechs Tagen vor Ort etwas länger gearbeitet, insgesamt sind die Mitarbeiter zwischen zwölf und 16 Tagen im Monat im Gasthaus.
Wie die Restaurantbesitzerin berichtet, wird das Modell sehr gut angenommen. Schließlich können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrer Ruhezeit von acht Tagen auch weiter wegfahren, um zu entspannen.
"Win-win-Situation für beide"
Wirtschaftskammerobfrau Eva Hoffmann kann in ihrem Hotel keine der neuen Arbeitsmodelle anbieten. "Homeoffice ist im Hotelbetrieb leider nicht möglich, und für die 4-Tage-Woche haben wir zu wenig Personal. Ich finde aber die neuen Arbeitsmodelle gut, wenn sich eine Win-win-Situation für die Betriebe und die Mitarbeiter ergibt, sonst ist auf Dauer das System nicht in Lot. Kunde werden aber in Zukunft generell Serviceeinschränkungen hinnehmen müssen."