Nach 41 Jahren als Arzt in Feldkirchen ist der Blick zurück ein sehr zufriedener: "Ich war immer sehr glücklich und ausgefüllt in diesem Beruf." Kein Wunder, dass deshalb diverse Gefühle zum Abschied hochkommen: "Am Ende bleibt Wehmut, aber ich freue mich auf die Zukunft." Der Allgemeinmediziner und Bezirksärztevertreter Benedikt Huber geht in den Ruhestand. Zu einem freudvollen Leben trage die Einstellung zu diesem bei. "Einfach leben, und ich brauche Beschäftigung" – zum Beispiel die Familie. Mit Gattin Ingrid, sie ist ebenfalls Ärztin, geht es nun mit dem Wohnmobil gleich einmal auf Reisen. Hobbys sind der kleine Weinanbau, den Huber betreibt, und Musik, für die nun wieder Zeit ist. "Ich habe einmal in einem Chor gesungen und habe jetzt meine Gitarrenkenntnisse wieder aufgefrischt."
Weg der eigenen Praxis
Huber wuchs als Kind einer Bergbauernfamilie in Saureggen auf, nach der Volksschule kam er als Internatsschüler ans Gymnasium Tanzenberg, danach studierte er Medizin in Wien. "Ich wollte ursprünglich technische Physik machen", erzählt Huber. Aber von außen kam der Rat, doch in den sozialen Bereich zu gehen – dem der nun 70-Jährige folgte. Den Weg in die eigene Praxis bevorzugte Huber gegenüber einer Facharztausbildung für Innere Medizin. "Aufgrund meiner Herkunft", sagt er. Huber war auch rund 30 Jahre Bezirksärztevertreter, diese Funktion übernimmt nun Heinrich Seiser, Arzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie in Himmelberg.
Die erste Hausgeburt und ein Kalb mit Durchfall
Die intensive Beziehung zu den Patienten nennt Huber als hauptsächliches Merkmal seines Berufes, so sei auch der Abschied von den Patienten oft sehr emotional gewesen. "Es entsteht eine Vertrautheit durch die zwischenmenschliche Beziehung zum Patienten." Unter dem Schutz der ärztlichen Schweigepflicht könnten sich Menschen einem Arzt gegenüber oft sehr stark öffnen. Viele Erlebnisse seien ihm im Kopf geblieben. Darunter eine schnelle Hausgeburt, die eigentlich zuerst "nur" ein Anruf wegen starker Bauchschmerzen war. "Ich war damals vier Monate in der Praxis. Das hat schon Nerven gekostet, aber es ist gut ausgegangen." Oder der Arztbesuch bei einem Bauern mitten in der Nacht, der Huber dann gleich bat, "ob ich denn nicht auch noch in den Stall gehen und mir das Kalberl auch noch anschauen möchte, das Durchfall hatte", erinnert sich Huber mit einem Schmunzeln.
Als Nachfolgerin in der Praxis übernimmt die Allgemeinmedizinerin Michaela Gruber in der zweiten Oktoberwoche das Ruder, die Ärztin arbeitete bereits im Rahmen einer sogenannten Übergangspraxis mit Huber in der Ordination zusammen, sie wird mit dem Ordinationsteam von Huber weiterarbeiten, auch in derselben Ordination in der 10.-Oktober-Straße in Feldkirchen. Aus der Sicht der Funktion des Bezirksärztevertreters sagt Huber: "Ich habe an den Kollegen geschätzt, dass es immer eine gute Zusammenarbeit gab. Da profitiert auch die Bevölkerung davon."