Wird Arbeit noch anerkannt? Haben alle Berufe Zukunft? Welche Berufe verschwinden nach und nach?
Mit diesen und weiteren Fragen haben sich die Schülerinnen und Schüler der 2D des Bundesrealgymnasiums Feldkirchen im Rahmen von "Schüler machen Zeitung" auseinandergesetzt. In mehrtägiger Projektarbeit haben sich die 23 Schüler über die Arbeit der Zukunft, über die Wertschätzung, die dieser entgegengebracht wird, Gedanken gemacht.
Die Leitlinie des Projektes lautete "Arbeit hat ihren Preis, aber hat sie auch ihren Wert?" Die Konklusio: Handwerksberufe erhalten nicht immer die Wertschätzung, die sie verdient haben. Dies erkennt man auch im Kaufverhalten: Viele Menschen greifen nicht zu regionalen Produkten, sondern zu jenen, die in Massenproduktion hergestellt wurden. So verliert Arbeit an Wert, materiell und menschlich.
„Habe fixe Arbeitszeiten“
Eine bekannte Kärntner Influencerin und Bloggerin, Verena Enz von „mamawahnsinnhochvier“, spricht über ihre Anfänge als Bloggerin, als sie gerade mit dem dritten Kind schwanger war "Ich komme aus dem Online-Marketing und habe für den Kärntner Monat geschrieben und für die Kärntner Woche gearbeitet. Das war für mich der Bogen, bei dem alles zusammen kam, was ich gerne mache – einerseits, war das das Schreiben und andererseits der Austausch mit anderen Müttern."
Für viele Menschen sind diese neuen Beruf nicht greifbar, sie denken, dass der Beruf des Bloggers einfach eine bessere Form der Freizeitgestaltung ist. Doch hinter den täglich geposteten Bildern und Videos steckt viel Zeit und Aufwand. "Auch Bloggerinnen haben fixe Arbeitszeiten", sagt Verena. "Ich arbeite meist am Vormittag, wenn die Kinder nicht da sind. Montag, Dienstag und Mittwoch sind meine Hauptarbeitstage und ich arbeite bis 15 Uhr. Es ist also ein normaler geregelter Job." Der Unterschied zu anderen Berufen liegt einerseits im Einfluss auf Jugendliche, andererseits im hohen Bekanntheitsgrad. "Ich möchte vor allem Müttern zeigen, dass wir trotz oder gerade wegen der Kids weiter Frau sein dürfen, unsere Bedürfnisse nicht immer hintenan stellen müssen. Wir müssen nicht perfekt sein."
"Arbeite mit viel Leidenschaft"
Schneiderinnen, wie Gudrun Kalkan produzieren Kleidung für jeden Anlass und Tätigkeit. Sie können Berufskleidung anfertigen, aber auch schöne Stücke für die Freizeit oder einzigartige Abendkleider oder Brautkleider. Man kann bei ihnen aber auch Kleidung reparieren oder ändern lassen oder auch ein Kleidungsstück auf Wunsch und nach Maß anfertigen lassen. Besonderes beim Theater, im Showgeschäft, beim Musical oder für Fernsehshows wie etwa "Dancing Star" werden Schneider noch sehr gebraucht, da in diesem Bereich individuelle Kleidung gefragt ist und keine Einheitsware von der Stange genommen wird. Kalkan kommt aus Feldkirchen, betreibt dort eine Schneiderei und plaudert im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Nähkästchen. "Ich übe meinen Beruf mit einer großen Leidenschaft aus. Leider gibt es sehr wenige Anfragen von jungen Leute, die bei mir eine Lehre absolvieren wollen", sagt Kalkan. Die Feldkirchnerin ist nämlich eine von drei Schneiderinnen in Österreich, die Lehrlinge ausbildet. Sie wünscht sich, dass dieser Beruf wieder mehr wertgeschätzt wird und dass diese heimischen und mit viel Liebe hergestellten Produkte auch wieder mehr in Anspruch genommen werden. Die Schneiderei ist ein Berufsfeld, das mehr und mehr maschinellen Produktionen weichen muss.
"Wieder mehr Bewusstsein"
"Auch der Beruf des Schuhmachers ist ein Handwerksberuf, der nicht mehr häufig ausgeübt wird", erzählt Sascha Flössholzer. Er ist Schuhmacher mit einem Handwerksbetrieb in St. Paul im Lavanttal und er fertigt Schuhe, vor allem auch in Maßanfertigung an. "Ich bin auch der einzige Schuhmacher in Österreich, der noch Reitstiefel in Handarbeit herstellt", sagt Flössholzer, der jeweils einen Lehrling ausbildet. Auch er würde sich mehr Anerkennung für diesen Beruf wünschen. Sascha Flössholzer ist überzeugt, dass sein Handwerk vom Aussterben bedroht ist und dass seine Arbeit über kurz oder lang von Maschinen ausgeführt wird.
Beide Handwerksberufe, jener der Schneiderin sowie jener des Schuhmachers sind wichtig für die Vielfalt auf dem heimischen Arbeitsmarkt. Die beiden Befragten fänden es wünschenswert, dass diese schönen Berufe mehr wertgeschätzt werden und Möglichkeiten und Anreize geschaffen würden, damit diese Berufe nicht verschwinden. Außerdem sollten – so sind sich Gudrun Kalkan und Sascha Flössholzer einig – die Menschen "wieder mehr Bewusstsein dafür entwickeln, dass es sinnvoller ist, ein einziges, hochwertiges Produkt eines heimischen Handwerkers zu kaufen als mehrere Teile aus ausländischer Massenproduktion."
"Engagement wird geschätzt"
Oliver Dionisio ist Kamerad bei der Freiwilligen Feuerwehr (FF) St. Martin bei Feldkirchen, Theresa Waniek-Haubitz ist, seit sie zehn Jahre alt ist, Mitglied der Feuerwehr, derzeit bei der FF Reifnitz. Beide stellen ihre freie Zeit in den Dienst des Nächsten und rücken zu Bränden und technischen Einsätzen aus. Waniek-Haubitz: "Die Freiwillige Feuerwehr Reifnitz hat beispielsweise im Jahr 2021 2283 Stunden in Einsätzen aufgebracht." Aus diesem Grund sei es wichtig, dass der Bevölkerung bewusst gemacht wird, mit welchem Aufwand die Arbeit der Feuerwehren verbunden sind. Die Mitglieder leisten ihre Arbeit freiwillig und gehen untertags ihren Berufen nach. Dionisio und Waniek-Haubitz sind sich einig, dass die meisten Menschen die Arbeit der Feuerwehren zu schätzen wissen und dass die Bevölkerung weiß, wie wertvoll die Kameraden sind, dennoch bemerkt Waniek-Haubitz: "Ich glaube, der Großteil der Bevölkerung weiß dieses Engagement sehr zu schätzen. Natürlich gibt es immer wieder Menschen, die das nicht sehen, bis sie selbst oder einer ihrer Angehörigen in einer Gefahrensituation sind. Vielen wird leider erst dann bewusst, wie wichtig eine mannschaftsstarke, gut ausgebildetet Feuerwehr ist." Auch Dionisio erklärt: "Aus eigener Erfahrung kann ich schon behaupten, dass unsere Arbeit sehr wohl geschätzt wird."