"Die Zechnerin", ein uriges Wirtshaus in der Nähe der Burg Liebenfels: Dort gibt es eines der innovativsten Kassensysteme Österreichs. Per App schickt man seine Bestellung direkt in die Küche oder hinter die Bar. Trank und Speis werden dann zubereitet und an den Tisch getragen. Die Bezahlung erfolgt anschließend digital mittels Sofortüberweisung, Paypal oder Kreditkarte.
Einer der großen Vorteile: Es braucht keine Kellnerin und keinen Kellner mehr, um die Bestellung aufzunehmen. "Alles geht schneller, es ist eine große Entlastung für die Kellner und angenehm für die Gäste", sagt Juniorchef Stefan Taumberger, der das System nach einigen Online-Einschulungen vom Anbieter "Gastronovi" selbst installiert hat. "Außerdem sind die Möglichkeiten fast unbegrenzt: Online-Reservierung, Essen zum Mitnehmen, Gutscheinkarten, eigene Homepage – das alles haben wir jetzt in einem System. Und wenn ich einen Preis ändern möchte oder ein Getränk hinzufüge, geht das mit einem Klick, sogar wenn ich unterwegs bin."
Der technikaffine Gastronom hat die Online-Speisekarte auch ins Englische und Italienische übersetzt. "Wir hatten Amerikaner hier, und sofort hat das System ihnen die englische Karte angeboten. Sie konnten gar nicht fassen, dass es hier bei uns so etwas gibt", erzählt er.
Von der Kutsche zum Ferrari
Die Entscheidung, sich dieses Kassensystem zuzulegen, ist vor einem Jahr gefallen. Im Lockdown im Dezember 2020 wurde alles umgestellt, denn das alte System lief aus. Anfangs waren die Besitzer noch skeptisch. Aber schnell stellte sich heraus, dass es der richtige Schritt war: "Wir haben einen Sprung von einer Kutsche zum Ferrari gemacht", beschreibt Taumberger. Das Angebot wird auch sehr gut angenommen, vor allem, wenn große Gruppen kommen und sehr viel los ist.
"Man möchte noch einen Espresso, aber die Kellnerin hat viel zu tun. Sie muss dort noch kassieren, da noch die Bestellung aufnehmen. Man wartet zehn Minuten und dann möchte man den Kaffee schon nicht mehr. Da ist die Handybestellung natürlich eine tolle Alternative. Sie trägt auch zur Umsatzsteigerung bei", sagt Taumberger. Ein anderes Beispiel dafür: "Wenn ein Stammgast sagt, er habe nicht acht Bier getrunken, kann man auf die Minute genau nachweisen, wann er diese acht Bier konsumiert hat", schmunzelt Taumberger.
Mitarbeitermangel vorbeugen
Seit Installierung des neuen Systems ist der Betrieb bei der "Zechnerin" also organisierter, schneller und einfacher geworden. Aber viele Menschen schätzen den persönlichen Kontakt zu den Kellnerinnen und Kellnern. Gerade deswegen soll es einstweilen noch ein Zusatzangebot bleiben. "Der Mensch braucht Gesellschaft", weiß Chefin Christa Taumberger. Doch das neue Kassensystem bietet auch hier Erleichterung: "Man hat wieder mehr Zeit, um mit den Leuten zu reden, denn man muss sich nicht mehr auf die Bestellung konzentrieren. Viel Stress fällt weg."
Der Familienbetrieb zeigt sich also durchwegs zufrieden und optimistisch für die Zukunft. Eine große Herausforderung hat das neue System nämlich abgefedert: "Man kann damit Personal einsparen." Und fehlende Mitarbeiter sind derzeit das größte Problem in der Gastronomie. "Ohne dieses System hätten wir nicht mehr lange durchgehalten", erzählt Taumberger. Nun sei das Überleben des Betriebes aber gesichert, sehr zu Freuden der Gäste. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden dennoch weiterhin gesucht.