Den Jugendlichen zuhören, ihre Ängste und Anliegen ernst nehmen und einfach eine niederschwellige Anlaufstelle für ihre Probleme sein. Das ist Mylife, eine Einrichtung des Vereins Kraftwerk in Feldkirchen, die vor allem eines macht: einen geschützten Raum bieten.
Für die Jugend da
„Wer zu uns kommt, muss nicht vorher überlegen, ob es der passende Zeitpunkt ist“, sagt Manuela Wressnik, Leiterin der mobilen Jugendarbeit. Wer zu Mylife kommt, kann auch unter Substanzen-Einfluss – ob Drogen oder Alkohol – stehen. „Wir verurteilen nicht, sondern sind für die Jugendlichen da. Wir haben drei wichtige Punkte, und nach denen handeln wir auch.“ Aufs Jahr gerechnet kommen rund 50 bis 70 Jugendliche in die Einrichtung, 30 bis 40 von ihnen werden intensiv betreut. „Zudem haben wir auch umfassende Kooperationen mit Schulklassen, damit die Schüler wissen, dass sie sich an uns wenden können, wenn es Probleme gibt.“
Kostenlos und anonym
Anonymität und Verschwiegenheit stehen an oberster Stelle. „Wir müssen auch nur im Falle von Fremd- oder Eigengefährdung Meldung erstatten. Ansonsten sagen wir nichts weiter.“ Was noch ganz besonders wichtig ist: „Warme, selbst gekochte Mahlzeiten. Wir kochen zusammen. Oft ist das das einzig Warme, das die Jugendlichen zu essen bekommen. Und wir merken, wie gut ihnen das tut“, weiß die Sozialarbeiterin. Was auch noch ein wesentlicher Punkt für die Einrichtung ist: „Wir bieten die unterschiedlichsten Projekte an. Das sind sinnstiftende Tätigkeiten, um die Burschen und Mädchen aus ihrem Alltag zu reißen und ihnen Perspektiven zu zeigen.“
Anlaufstelle in Feldkirchen
Oft gebe es nämlich in Kärnten, und vor allem auch in Feldkirchen, kaum Möglichkeiten, sich zu entfalten. „Es gibt keine Orte, wo sie sich aufhalten können, ohne etwas konsumieren zu müssen, oder die in einem sicheren Umfeld sind. Kaum Beschäftigungsmöglichkeiten.“ Natürlich gebe es genügend Vereine im Bezirk, aber „das ist dann gleich wieder eine Geldfrage. Das sind Hobbys, die man sich leisten können muss“, sagt Wressnik.
Das gemeinsame Kochen ist eben eine solche Tätigkeit, die viele der Jugendlichen, die in die Kirchgasse 37 in Feldkirchen kommen, von daheim gar nicht kennen. „So hat man gleich ein Gemeinschaftsgefühl und macht etwas Sinnvolles.“ Eine weitere Beschäftigung, und diese hat sich mittlerweile in ganz Kärnten herumgesprochen, ist das Tonstudio, das Mylife mit der Unterstützung des Lions Clubs Feldkirchen Ossiacher See im vergangenen Jahr errichten konnte.
Tonstudio lockt an
„Es ist unglaublich, was die Burschen und Mädels da auf die Beine stellen“, lobt Angelo Curutti, der ebenso bei Mylife angestellt ist und sich aktuell in der Ausbildung zum Sozialarbeiter befindet. „Es sind bereits mehr als 60 Lieder entstanden. Wir haben auch einen Tontechniker, der immer wieder kommt und uns unterstützt.“
Manche schreiben sie nur für sich selbst, andere freuen sich darüber, „wenn wir die Lieder auf Spotify und Co. hochladen.“ Denn auch dafür sind sie da: „Wir sind eine Unterstützung im kreativen Prozess. Und es überrascht uns immer wieder, was für verborgene Talente es gibt. Man muss den Jugendlichen nur die Möglichkeiten bieten.“
Ein junger Mann etwa hat einen Song über den assistierten Suizid seines Freundes geschrieben. Beim Zuhören überkommt einen die Gänsehaut. Ein anderer, er wohnt in Wolfsberg und konsumiert Drogen, hat mit der Musik genau das gefunden, was ihm zu helfen scheint. „Er hat das letzte Mal gesagt, dass er zwar schon ein Beruhigungsmittel genommen hat, bevor er zu uns gekommen ist, aber er ist gekommen. Hat sich in Zug und Bus gesetzt und seine Musik gemacht. Genau das ist es eben, was uns zeigt, wie wichtig unsere Arbeit ist“, sagt Wressnik.
Aber auch bei Fragen zu Ausbildung und Arbeit, Wohnen, dem sozialen Umfeld, Drogen, Sucht, Gewalt, Kriminalität oder Sexualität sind die drei Sozialarbeiter mit Rat und Tat da.
Glanzstücke von Barock bis Jazz
Um Mylife weiterhin finanziell zu unterstützen, hat sich der Lions Club Feldkirchen Ossiacher See auch in diesem Jahr etwas Besonderes einfallen lassen. Am Freitag, dem 8. November, findet in der Stadtpfarrkirchen Feldkirchen um 19 Uhr ein Benefizkonzert statt. Der Reinerlös kommt zur Gänze der sozialen Einrichtung zugute. Vier außergewöhnliche, international erfolgreiche Musikerinnen und Musiker tauchen den Kirchenraum in den Glanz ihrer Instrumente. Rudi Gindlhumer und Claudia Kefer-Gindlhumer, die bereits in mehr als 60 Ländern der Welt gespielt haben, bringen zusammen mit Klaus Kuchling und Edgar Unterkirchner musikalische Meisterwerke aus drei Jahrhunderten in den Kirchenraum.
„Mylife macht eine unverzichtbare und sehr professionelle Arbeit für junge Menschen, und damit für uns alle. Die Herausforderungen sind – wie an Gewalt- und Drogenthemen sichtbar – groß. Die Streetworker und das Jugendzentrum Arche sind vor Ort und versuchen, Sicherheit und Perspektive zu geben“, sagt Dieter Kraßnitzer, Präsident des Lions Clubs Feldkirchen Ossiacher See.
Nach dem Konzert gibt es einen Empfang von Bürgermeister Martin Treffner (ÖVP) und Pfarrer Dieudonné Mavudila-Bunda. Dabei wird auch der bekannte Feldkirchner Künstler, Franz Kraushofer, seinen Karikatur-Kalender für 2025 präsentieren und verkaufen. Auch einige Originalbilder aus den vergangenen Jahren stehen zum Verkauf, der Reinerlös wird auch hier an Mylife übergeben.