Die Lage in Nigeria spitzt sich zu. Seit Donnerstag finden im ganzen Land Proteste wegen der politischen und wirtschaftlichen Lage statt. Es sind die größten Demonstrationen seit vielen Jahren im westafrikanischen Staat. Mehrere Tage sollen die Demos andauern. Es kommt zu Gewaltausschreitungen, einige Nachrichtenagenturen berichten auch von Todesopfern. Gerade im protestierenden Nigeria unterwegs, der Feldkirchner Stadtpfarrer Wolfgang Gracher.

Zehn Tage lang war Gracher, von vielen Bruder Wolfgang genannt, in Afrika. Der Grund: Der Kaplan des Salesianer Don Boscos-Ordens – dem auch Gracher angehört – Chinedu Cosmas Okafor feierte seine Primiz. Unter Primiz versteht man grundsätzlich die erste von einem römisch-katholischen Priester gefeierte heilige Messe. „Die Primiz wird eigentlich immer im Heimatort des Priesters gefeiert und Chinedu ist aus Nigeria. Und ich liebe dieses Land. Der ehemalige Feldkirchner Kaplan John Ugochukwu Opara war auch aus Nigeria“, berichtet Gracher. Am vergangenen Sonntag konnte dann die Primiz gefeiert werden. Danach hat man sich noch weitere Projekte des Salesianer Ordens angesehen, wie Unterkünfte für Obdachlose oder Schulen.

Durch die Proteste musste der Aufenthalt von Bruder Wolfgang früher beendet werden. „Uns wurde gesagt, dass die Regierung Gewalt angedroht hat. Während der Proteste dürften wir auf keinen Fall die Unterkunft verlassen. Es ist so schon für weiße Menschen sehr gefährlich. Daher haben wir uns entschieden, die Reise abzubrechen und früher abzureisen“, erklärt Gracher.
Doch am Flughafen in Lagos begann dann eine (kleine) Odyssee. „Wir haben unsere Flüge umgebucht und den Check-in gemacht. Doch die Flüge waren überbucht. Wir wurden von den beiden Fluggesellschaften einen ganzen Tag lang hin und her geschickt.“ Aus dem geplanten Flug in die Heimat wurde nichts. „Wir mussten die Nacht erst in einem Hotel in der Nähe des Flughafens verbringen. Heute, Freitag, sind wir endlich nach Paris geflogen und dann weiter nach Wien“, erzählt Gracher erleichtert.

Was dem Stadtpfarrer in den vergangenen Tagen aufgefallen ist: „Ich bin eigentlich sehr gelassen. Aber bei Autofahrten durfte ich nicht vorne sitzen. Aussteigen, um Fotos von Sehenswürdigkeiten zu machen, war tabu. Das Risiko eines Überfalls war einfach zu groß. Bei einer Kontrolle der Polizei waren unsere afrikanischen Freunde etwas beunruhigt. Das gibt einem schon zu denken“, erklärt Bruder Wolfgang. Die Freude, wieder in Österreich zu sein, ist groß. „Ich freue mich schon auf eine Kärntner Jause“, scherzt der 62-Jährige nach der Landung in Wien.