Für Irmgard Buhanec war es schon immer ein Wunsch, Menschen zu helfen. Ursprünglich wollte sie Krankenschwester werden, doch das Leben führte sie auf andere Wege. Die heute 62-jährige Pensionistin erlernte zunächst den Beruf der Köchin und wechselte später in den Verkauf, bevor sie als Wirtin arbeitete. „Ich habe immer gerne mit Menschen gearbeitet und ihnen Freude bereitet“, erzählt sie.
Als sie 2020 in den Ruhestand ging, spürte sie den Wunsch, ihrer sozialen Ader intensiver nachzugehen. „Ich wollte meine Zeit sinnvoll nutzen und älteren Menschen in ihrer letzten Lebensphase beistehen“, erklärt sie. Am Ende war es eine Ausschreibung in der Kleinen Zeitung für einen Grundkurs der Hospizbegleitung, die den Ausschlag gab.
Nach einem kurzen Auswahlverfahren und sechs Wochenenden Ausbildung, inklusive eines 40-stündigen Praktikums im Pflegeheim Lindl, erhielt sie ihr Zertifikat als ehrenamtliche Hospizbegleiterin. „Das Da-Sein, Zuhören und Trösten – das ist für mich das Wichtigste“, sagt die Mutter von drei Töchtern und Oma von einer Enkelin und einem Enkel. Seitdem besucht sie regelmäßig ältere Menschen, die ihre letzte Lebensphase in Lindl verbringen.
Unbezahlbares Gefühl
Die freiwillige Helferin beschreibt ihre Tätigkeit mit einer tiefen Ruhe und Freude. „Manchmal spiele ich mit den Bewohnern Karten, wir genießen gemeinsam die Sonne im Garten oder ich höre einfach zu“, berichtet sie. Besonders ans Herz gewachsen ist ihr eine 100-jährige Dame, die sie seit den Anfängen ihrer Tätigkeit begleitet. „Auch wenn sie oft nicht mehr antworten kann, sind die stillen Momente und das Lächeln auf ihrem Gesicht unbezahlbar.“
Die Feldkirchnerin legt großen Wert auf kontinuierliche Weiterbildung und den Austausch im Team. „Einmal im Monat treffen wir uns zur Teamsitzung, um unsere Erfahrungen zu teilen und uns gegenseitig zu unterstützen“, erzählt sie. Diese Sitzungen sind für sie unverzichtbar, um die emotionale Belastung zu bewältigen und neue Perspektiven zu gewinnen.
Hospizbegleitung: Prägende Erfahrung
Die Begleitung Sterbender hat Irmgard Buhanec eine besondere Sicht auf das Leben gegeben. „Sterben und Geburt haben für mich viele Gemeinsamkeiten“, sagt sie. „Beide Prozesse sind natürliche Teile des Lebens und bieten tiefe Momente des Friedens und der Reflexion.“ Besonders bewegend war für sie die Begleitung ihres eigenen Vaters vor 12 Jahren. „Es war ein Geschenk, diese Zeit mit ihm und meiner Familie zu teilen“, erinnert sie sich.
Neben ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit findet die Pensionistin Ausgleich in der Natur. Sie liebt Yoga, geht gerne Radfahren und sammelt gemeinsam mit ihrem Mann Pilze und Beeren in den Wäldern. „Die Verbindung zur Natur gibt mir Kraft“, erzählt sie.
Melanie Brandl