„Du bist eine Inspiration.“ „Ich finde deine Einstellung zu Ernährung, zum Kochen und der Umwelt richtig gut.“ „Ich war nie so angetan von veganem Essen, doch seit ich auf deine Seite gekommen bin, bin ich ein totaler Fan.“ Liest man die Kommentare, die Followerinnen und Follower (Anm.: Personen, die jemand anderem in den sozialen Netzwerken folgen) unter Videos von Gloria Valerie Oberortner schreiben, fällt schnell auf, dass sie etwas richtigzumachen scheint.

Wie eine Sammelmappe im Internet

„Ich habe schon immer gerne gekocht und bereits als Jugendliche angefangen, Rezepte zu sammeln und mein Essen zu fotografieren. In der Karenz zu meinem ersten Kind, das war 2020, habe ich entschieden, ein Instagram-Profil anzulegen und meine Koch-Experimente mit anderen zu teilen“, erzählt die 33-jährige, gebürtige Villacherin, die mittlerweile seit ein paar Jahren mit ihrer Familie in Feldkirchen lebt. „Das wurde wie meine ganz persönliche Sammelmappe im Internet.“ Damals noch als „dailyvegan_mum“ – mittlerweile hat sie sich zu „glownjoy“ umbenannt – teilte sie ihre ersten veganen Rezepte. „Viele haben gedacht, ich sei eine Aktivistin und wollte andere missionieren, das passiert beim Wort ‚vegan‘ leider sehr häufig.“

Kochen als kreativer Prozess

95 Prozent ihrer Rezepte entstehen spontan. „Das ist ein kreativer Prozess. Ich überlege, was wir daheim haben und lege los. Das ist, als würde ich ein Bild malen. Man fängt an und weiß nicht, was dabei herauskommt.“ Eines ist aber sicher: Nichts Schlechtes, denn mit ihren Rezepten hat sie bereits zwei Jahre in Folge bei den „Austrian Food Blog“-Awards gewinnen können. 2022 den dritten Platz für das beste regionale Rezept (Kürbisstrudel), 2023 ebenfalls den dritten Platz, und das sogar zweimal: in den Kategorien Backen (Amalfi-Torte) und Teamküche. „Da haben wir mit Freunden Pizza gebacken.“

Ihren Lebensunterhalt verdient die 33-Jährige nicht mit dem Bloggen, aber es ist ihr großes Hobby und damit möchte die Social Media-Designerin bei der Sto Ges.m.b.H. andere inspirieren. „Natürlich freue ich mich, wenn eine große Firma wie KitchenAid mir eine Kooperation vorschlägt, aber ich mache es primär aus Freude.“ Mittlerweile kocht sie nicht mehr ausschließlich vegan, aber „wenn ich Eier oder Käse verwende, dann hole ich die von Bauern aus dem Bezirk Feldkirchen. Ich lege Wert auf Qualität.“ Darauf achtet sie auch bei der Optik ihrer Speisen: „Gutes Essen hat viel mit ‚Selfcare‘ zu tun und daher war es mir immer schon wichtig, es auch schön anzurichten, damit man es auch mit den Augen genießen kann.“ Sich selbst treu bleibt sie aber, indem sie nicht immer top hergerichtet vor der Kamera steht, sondern sich genauso zeigt, wie sie ist: „Das wäre sonst viel zu unrealistisch. Ich habe zwei kleine Kinder. Da bin ich auch einmal ungeschminkt oder habe fettige Haare“, sagt sie mit einem Schmunzeln.

Nicht zu strikt sein

Bei ihren beiden Kindern ist sie auch nicht strikt, was die vegane Ernährung betrifft. „Wenn sie Fleisch probieren wollen, sollen sie es tun. Ich bin zwar überzeugt davon, dass es gut für den Körper ist, es nicht regelmäßig zu essen, aber wenn man zu eisern ist, ist das auch eine Belastung für den Körper. Sie sollen ruhig alles kosten.“ Auch sie selbst isst – gerade auch im Urlaub in Italien – Büffelmozzarella und Co. „Das genieße ich dann auch. Zwar in Maßen, aber würde nie ganz darauf verzichten.“ Wenn es einmal zu stressig daheim ist, fährt die Familie auch zu McDonald's. „Das finde ich überhaupt nicht schlimm und es schmeckt mir genauso. Aber da achte ich zumindest darauf, dass es die Version mit dem Fleischersatz ist“, sagt sie.

Rezepttipp für den Sommer

Im Allgemeinen aber ist sie kein großer Fan von Fleischersatzprodukten. „Man kann dem Gemüse genauso viel Aufmerksamkeit schenken und es als Hauptmahlzeit verwenden. Da kann man auch richtig kreativ werden.“ Wer sich auf „fleischlosere“ Ernährung einlassen will, dem rät sie: „Einfach beim Kochen den Gemüseanteil erhöhen, einen Tag in der Woche auf tierische Produkte verzichten und kleine Erfolge feiern. Denn kleine Schritte sind immer noch besser als keine Schritte.“ Gerade für den Sommer hat sie einen köstlichen Tipp: „Bananen und Mangos einfrieren, dann mit Vanille oder Zitronenschale gemeinsam pürieren und schon hat man das perfekte Eis. Das geht total einfach.“

Einen Trend sieht sie aktuell bei der Kombination aus Ernährung und Lebensstil. „Die Menschen versuchen wieder mehr, den Stress aus dem Alltag herauszunehmen und intuitiver zu werden. Das ist genau das Richtige.“