Ein Holzgaskraftwerk nahe dem Krankenhaus Waiern soll künftig den gesamten Strombedarf von acht Einrichtungen der Diakonie in Waiern decken, das Krankenhaus ist da inkludiert, ebenso die Großküche Waiern. Es wird als Erweiterung beim schon bestehenden Biomasse-Heizwerk errichtet. Der Rohstoff für das Produkt Strom ist ebenso Waldhackgut. 2020 startete man den Entwicklungsprozess, der nun zu dieser Lösung führte. Die Motivation dazu: Vom öffentlichen Stromnetz unabhängig zu werden und resilient, also widerstandsfähig, zu sein, wenn es zu Stromausfällen kommt.
„Es geht uns um Autarkie bei Naturkatastrophen und auch um die Strompreisschwankungen, die durch alle möglichen Ereignisse beeinflusst werden“, erklärt Christian Probst vom Bereich Technik und Bau der Diakonie. Wirtschaftsdirektor Walter Pansi: „Wir haben das im letzten Jahr erlebt, da waren wir vier Stunden ohne Strom.“
Zusätzlich zum bestehenden Nahwärme-Werk in Waiern kommt nun die Stromproduktion aus dem Holzgas-Kraftwerk. Dieses wird deshalb so bezeichnet, weil im Verlauf des Prozesses beim Verwerten und Trocknen des Hackgutes Gas entsteht. Der nützliche Nebeneffekt: Das Endprodukt des gesamten Ablaufes ist Pflanzenkohle, auch Bio-Braunkohle oder Aktivkohle genannt. Das Hackgut kommt von landwirtschaftlichen Betrieben aus Feldkirchen und aus Himmelberg. Sie beliefern bereits das Biomasse-Werk, das es schon seit mehr als 25 Jahren gibt. Im Vorjahr feierte man Jubiläum.
Drei Millionen Kilowattstunden
Im Jahr benötigen die künftig mit diesem Strom versorgten Einrichtungen 2,5 Millionen Kilowattstunden Strom. Die Küche Waiern ist Großverbraucher. Durch den gerade laufenden Ausbau des Krankenhauses Waiern kommen weitere 450.000 Kilowattstunden Strombedarf dazu. „Wir liegen dann also bei drei Millionen Kilowattstunden“, sagt Probst. Diesen Bedarf wird man selbst abdecken, wenn das neue Projekt dann am Laufen ist. Im Sommer nutzt man das Werk für die Warmwasser-Produktion. „Wir haben drei Komponenten: die thermische Energie, die elektrische Energie und die Bio-Braunkohle“, erklärt Probst den Nutzen, zu dem man durch das Vorhaben kommt.
Die Pflanzenkohle kann verkauft werden, damit schließt sich der Kreis. Sie wird als Dünger in der Landwirtschaft verwendet, in der Kosmetik kennt man sie als Aktivkohle mit positiven Auswirkungen auf die Haut. „Sie wird auch in der Zement- und Betonindustrie verarbeitet und es gibt erste Versuche, sie dem Asphalt beizumengen“, so Probst. „Wir sind überzeugt, das wird noch ein großer Markt.“ 20 Prozent des gewonnenen Stroms wird man ins Netz einspeisen, obwohl man ihn selber nutzen könnte. Theoretisch könnte der Strom aus Waiern auch von anderen Diakonie-Standorten außerhalb von Feldkirchen gut genutzt werden. Der Eigenverbrauch am Standort ist jedoch eine Bedingung für den Erhalt staatlicher Förderungen.
Der Status der Umsetzung: „Wir sind jetzt in der Einreichungsphase und wollen im Herbst mit der Umsetzung starten“, sagt Pansi. Sechs Millionen Euro werden investiert. Die bestehenden Lieferanten schaffen die Erhöhung des Hackgut-Bedarfes. Unter anderem dadurch bedingt, weil es aktuell durch die gehäuften Unwetterereignisse viel Schadholz in den Wäldern gibt. Hiermit kehrt man eine negative Entwicklung durch das konstruktive Nutzen ihrer Folgen ein wenig ins Positive.