Auch weiterhin gibt es kein Aufatmen für Sozialvereine in Feldkirchen: Nach den Corona-Lockdowns in den vergangenen Jahren verschärft nun die Inflation samt Mietpreiserhöhung die Armutslage in Kärnten gravierend. Vor allem Menschen, die ohnehin schon am Existenzminimum leben, sind gefährdet, vollends in die Armut abzurutschen. Aber auch für Jugendliche und junge Menschen in prekären Lebenslagen stellt die Preissteigerung, die laut Finanz.at zuletzt wieder leicht zunahm, eine zusätzliche finanzielle Belastung dar.

„Wir probieren, so gut es geht zu helfen, indem wir beispielsweise Lebensmittel verteilen oder Rezeptgebühren für Medikamente übernehmen“, erzählt Manuela Wresnik, die Leiterin der Sozialeinrichtung „MyLife“ in Feldkirchen: „Wir haben auch schon bedürftigen Pendlern den Tank gezahlt, damit sie zur Arbeit fahren können.“

Sozialhilfe in Feldkirchen

„MyLife“ ist seit 2006 im Raum Feldkirchen tätig und dient als niederschwellige und anonyme Beratungsstelle für Jugendliche und junge Erwachsene, die sie etwa auf Behördenwegen oder Bewerbungsprozessen begleiten. Zudem setzt der Sozialverein immer wieder bewusst Aktionen, die gratis in Anspruch genommen werden können, so etwa diverse Workshops und Foodsharings. Doch das Sachbudget des Vereins, das teilweise von der Gemeinde und teilweise von Spenden finanziert wird, ist begrenzt. 

„Auch Anträge auf staatliche Unterstützungen und die Einmalhilfen helfen den Betroffenen gerade jetzt nur vorübergehend“, meint Wresnik dazu. Vor allem der Wohnungsmarkt und die Mietpreiserhöhungen bereiten ihr Sorgen. „Preisgerechtes Wohnen ist unmöglich geworden, denn viele Projekte wirken nur punktuell. Was es braucht, ist eine dauerhafte Entlastung“, erklärt die Sozialarbeiterin, die „MyLife“ seit über 10 Jahren und zurzeit in Kooperation mit der Pfarre Feldkirchen und dem Jugendzentrum Arche leitet.

Manuela Wresnik von „My Life“ und Michael Kröndl vom Jugendzentrum „Arche“ arbeiten eng zusammen
Manuela Wresnik von „My Life“ und Michael Kröndl vom Jugendzentrum „Arche“ arbeiten eng zusammen © Manfred Schusser

Das Jugendzentrum selbst ist seit 2001 in Feldkirchen im Einsatz. Die Zusammenarbeit der beiden Einrichtungen hat sich während der Corona-Lockdowns entwickelt und intensiviert. Mittlerweile befinden sie sich sogar im selben Gebäude, was viele Vorteile mit sich bringt.

Warmes Essen für Jugendliche

„Durch die Kooperation können wir Ressourcen bündeln und Betroffene in Krisenzeiten noch besser unterstützen“, erzählt Michael Kröndl, der Leiter des Jugendzentrums „Arche“. Hier in der Kirchgasse wird täglich frisch gekocht, um bis zu 30 Personen im Alter zwischen 14 und 25 Jahren mit warmem Essen zu versorgen. „Viele junge Menschen, die die Inflation merkbar spüren, sind dringend auf diese Art von Angebot angewiesen“, schätzt Kröndl die aktuelle Lage ein.

Seit dem 1. Januar 2024 ist er auch offiziell als Leiter der katholischen Jugend Kärntens aktiv. Seine Funktion im Zentrum wird er deswegen bald freiwillig abgeben. Wer nach ihm die Leitung der „Arche“ in Feldkirchen übernehmen wird, ist aber unklar. Zurzeit wird noch fieberhaft nach einem Nachfolger gesucht.

Weihnachtszeit als besondere Herausforderung

Im vergangenen Monat hat zusätzlich zur Inflation auch die Weihnachtszeit die Nachfrage an sozialen Angeboten deutlich ansteigen lassen. Denn im Advent herrscht laut Wresnik ein vermehrter Konsumdruck vor. Wer finanziell nicht mithalten kann, spürt seine Geldnot umso deutlicher. „Viele unserer Adressaten werden zu Weihnachtsfesten eingeladen und bekommen dort vor Augen geführt, was sie sich alles nicht leisten können“, erklärt Wresnik dazu.

Manuela Wresnik, Leiterin der Organisation „MyLife“
Manuela Wresnik, Leiterin der Organisation „MyLife“ © Schusser

Familiäre Probleme würden die Lage zusätzlich verschlechtern. Dies gelte es präventiv abzufangen, weswegen „MyLife“ und die „Arche“ selbst kleine Weihnachtsfeiern veranstaltet, Adventkränze gebastelt und ihre Adressaten mit kleinen Geschenken überrascht haben.

Neue Projekte

Ins neue Jahr 2024 starten die Mitarbeiter mit Tatendrang und Zuversicht: Diverse neue Vorhaben stehen an, so etwa ein Projekt zur feministischen Frauenarbeit, das den öffentlichen Raum in Feldkirchen für Mädchen besser und sicherer gestalten soll. Trotzdem ist sich Kröndl sicher: „Es gibt prinzipiell nie genug Personal für so viel Arbeit!“