Was vor rund einem Jahrhundert noch eine Selbstverständlichkeit war, wurde im Laufe der Zeit zu einer Seltenheit. Berufe, die noch auf traditionelle Handwerkskunst setzen, wurden verdrängt. Die wenigen Betriebe, die sich der Entwicklung widersetzt haben, haben heute einen starken Unique Selling Point - und werden immer noch hervorragend von der Kundschaft angenommen.
Ernst Knapp: Edle Maßschuhe seit über 125 Jahren
Wenn man das Geschäftslokal von Ernst Knapp in Althofen betritt, strömt ein besonderer Ledergeruch durch die Nase. Man spürt auf Anhieb die Qualität, die Liebe zum Detail, die hier vorherrscht. 1894 wurde der Betrieb, der sich der Maßschuherzeugung verschrieben hat, in Grades gegründet. Ernst Knapp führt das Familienunternehmen in vierter Generation. „Ich habe den Betrieb mit Freude übernommen und bin glücklich, dass die Weiterführung bereits gesichtert ist“, spielt Knapp stolz auf seinen Sohn Florian an, der erst kürzlich die Lehre mit Matura zum Maßschuherzeuger abgeschlossen hat. Für ein einziges Modell brauche man in der Regel 40 bis 60 Arbeitsstunden. Knapp: „Es steckt sehr viel Liebe und Genauigkeit in unseren Schuhen, Qualität braucht seine Zeit.“ Mit der Auftragslage sei man sehr zufrieden. Kunden müssen mit einer Wartezeit von bis zu anderthalb Jahren rechnen.
Rupert Leikam: Die letzte Zinngießerei Österreichs
Als Rupert Leikam 1990 seine Geschäftsstätte in Knappenberg eröffnete, gab es in Kärnten seit exakt 100 Jahren keinen Zinngießer mehr. „1890 sperrte der letzte Zinngießer zu, das ist ein interessanter Zufall“, lächelt Leikam. Von Bechern, über Teller, bis hin zu Krügen gibt es hier alles Mögliche der Handwerkskunst zu erwerben. „Wir haben sehr viele Stammkunden, unter anderem die Landjugend Kärnten, für die Blumenolympiade stelle ich immer die Zinnrosen her.“ Dazu kommt ein Vertrag mit dem Schweizer Rütli-Pistolenschießen, das er mit Prunkbechern beliefert. Auch Alt-Bundespräsident Heinz Fischer hat ein Ehrengeschenk von Leikam bei sich zu Hause stehen. Mittlerweile ist der Gründer in Pension: „Drei Söhne und meine Frau führen das Geschäft nun hauptsächlich, ich bin mittlerweile eher im Hintergrund tätig.“
Schuhreparatur Service Acherer: Südtiroler Knowhow in Feldkirchen
Südtirol ist sehr schön, ihm gefiel es in Kärnten aber offensichtlich besser: Stefano Acherer zog vor drei Jahren nach Steuerberg und eröffnete 2022 seine Schusterei in Feldkirchen. „Es gab gewisse Anpassungsschwierigkeiten, man muss die Leute erst kennenlernen. Mittlerweile läuft es gut, ich bin wirklich zufrieden“, freut sich der Südtiroler. Acherer kümmert sich um sämtliche Probleme, die sich rund um das Leder drehen. Schuhreparaturen sind ebenso in seinem Repertoire, wie die Reparatur von Gürteln. Der Fokus liege auf Bergschuhen, Acherer kümmert sich aber auch um Alltags- und Sportschuhe.
Schneider Atelier mit Herz: Verflixt gut und zugenäht
„Mein Papa hat gesagt, ich darf keine Friseurin werden“, scherzt Gudrun Kalkan auf die Frage, warum sie sich den Beruf als Schneiderin ausgewählt hat. Am Ende war es der Stand eines Wiener Modekollegs auf einer „BeSt-Messe“, der sie von diesem Weg überzeugt hat. Mittlerweile führt sie ihren Betrieb in Feldkirchen seit mehr als fünf Jahren - und ist zufrieden: „Wir sind eigentlich immer voll, es gibt allerdings nur noch sehr wenige Schneider im Bezirk.“ Kalkans Schneiderei ist eine der wenigen in Österreich, die auch Lehrlinge ausbildet. Ihre letzte Auszubildende hat die Lehre im September abgeschlossen. „Ich bekomme sehr viele Lehrlingsanfragen. Es gibt viele, die den Beruf ausüben möchten, das ist sehr wichtig.“
Josef Kollmann: Die passende Kopfbedeckung für jeden Anlass
Ein Alleinstellungsmerkmal in Kärnten hat der Hutmacherbetrieb von Josef Kollmann in Metnitz inne: Er ist der letzte seiner Art im Bundesland. Sein Kundenstamm bezieht sich auf ganz Österreich, besonders Vereine werden von ihm ausgestattet. „Das betrifft Schützenvereine, Musikvereine, Jagdvereine, Bänderhutfrauen - alles, was mit der Tracht zu tun hat“, erzählt der Hutmachermeister. Der gelernte Maschinenschlosser arbeitet hauptsächlich mit Filz der Merinowolle und mit Haarfilz. Die Weiterführung des Betriebes ist noch nicht gesichert: „Der Junior hat zwar Interesse, ist allerdings in einem anderen Beruf tätig. Wir wollen eine Lösung finden“, sagt Kollmann.