Massentourismus ist out – erst recht seit Beginn der Corona-Pandemie. Was liegt da näher, als vergessene Orte zu erforschen? Und genau das machen Kleine-Zeitung-Digitalchef Georg Lux und Fotograf Helmuth Weichselbraun seit Jahren. Ihr vor Kurzem erschienenes und mittlerweile viertes Buch über sogenannte Lost Places beschäftigt sich mit solchen Plätzen in der Steiermark. Einige davon sind nur einen „Katzensprung“ von Kärnten entfernt.
Dazu zählt das absolute Lieblingsmotiv der Autoren von „Lost Places in der Steiermark“: das Puxerloch bei Teufenbach im Bezirk Murau. Es beherbergt – öffentlich über einen Wanderweg zugänglich – die Überreste der einzigen Höhlenburg auf heutigem österreichischen Boden. „Der Aufstieg erfordert Trittsicherheit, aber dafür wird man mit einem einzigartigen An- und Ausblick belohnt“, schwärmt Weichselbraun. Die Mauerreste vor dem Portal der riesigen Höhle sind noch immer beeindruckend, obwohl man die Anlage einst dem Erdboden gleichmachen wollte, wie Lux weiß: „Im 18. und 19. Jahrhundert hat sich in der verlassenen Burg eine Räuberbande versteckt. Sie wurden von den Behörden aufgespürt und der Unterschlupf danach gesprengt.“
Ebenfalls frei zugänglich, aber nur zu Fuß erreichbar ist ein Lost Place in St. Marein bei Neumarkt: die zuerst vergessene und dann auch noch abgebrannte Kirche St. Jakob am Mitterberg. „Sie wurde um 1400 aus Steinen errichtet, die man einfach aus den Mauern einer Burgruine gebrochen hat“, haben Lux und Weichselbraun herausgefunden. Über die mittlerweile völlig verschwundene Burg weiß man heute nichts mehr. Die Kirche wurde 1797 aufgelassen, diente als Heustadl und ging vor einigen Jahrzehnten in Flammen auf. Seit 2002 wird sie von einem Verein wieder instandgesetzt.
Die Kärntner Autoren verstehen ihre Bücher als Reiseführer gegen das Vergessen. „Wo es gefahrlos möglich ist, unseren Spuren zu folgen, werden alle Wege im Detail beschrieben.“ Warum sie diesmal die Steiermark unter die Lupe genommen haben? Lux: „Unsere ersten drei Bücher beschreiben Lost Places in Kärnten, Italien, Slowenien und Kroatien. Beruflich bin aber auch oft in Graz. Da lag es nahe, dass wir endlich unser Lieblingsnachbarland unter die Lupe nehmen.“