Man muss sich den Weg im Vorfeld genau beschreiben lassen oder in der Nähe einfach danach fragen: Die Ruine der Kirche St. Stephan in Tschachitsch liegt nicht besonders „zentral“. Für die Mitglieder der Dorfgemeinschaft Waiern rückt sie heuer aber wieder in den Mittelpunkt: Nach mehreren Etappen der 1985 gestarteten Sanierung der Überreste des Gotteshauses, muss nun die ebenfalls fast 900 Jahre alte Friedhofsmauer vor dem Verfall gerettet werden.
„Das Besondere daran ist, dass es sich um eine Trockenmauer handelt, also um eine bloße Steinschlichtung“, sagt Gernot Stöger, der Obmann der Dorfgemeinschaft Waiern. Das Geld für die Arbeiten hat man bereits gesammelt. Sie sollen – unterstützt von der Stadtgemeinde Feldkirchen – in Kürze beginnen. „Danach wird es wieder regelmäßig Veranstaltungen in der Ruine geben“, kündigt Stöger an.
St. Stephan ist ein Juwel mit einer traurigen Geschichte. Historiker Hans Neuhold – er war einer der Initiatoren der Sanierung – hat sie erforscht. „Die erste urkundliche Erwähnung der Kirche stammt aus dem 12. Jahrhundert“, weiß er. Bemerkenswert sind die für den Bau verwendeten Steine und Säulen römischer Grabstätten, die man in der Fassade deutlich erkennen kann.
Bei einer Bittprozession wurde 1894 zum letzten Mal ein Gottesdienst in St. Stephan gefeiert. Danach verfiel die Kirche zusehend, bis die Pfarre Feldkirchen das Gebäude 1914 sanierte. Doch schon im selben Jahr wurde das Dach durch einen Blitzschlag zerstört, was das Schicksal der Kirche endgültig besiegelte. In einem 1933 erstellten Verzeichnis der Diözese wird das Gotteshaus bereits als Ruine geführt.
Vom Inventar der Tschachitscher Kirche sind nur Teile des einzigartigen spätgotischen Flügelaltars erhalten geblieben. Er wurde um 1520 in einer Villacher Schnitzwerkstatt gefertigt und 1922 aus der bröckelnden Kirche gerettet. Zunächst bewahrte man ihn im Diözesanmuseum in Klagenfurt auf, bevor er 1952 die Heimreise in den Bezirk antrat: Der Flügelaltar wurde damals im nördlichen Seitenschiff der Pfarrkirche Maria im Dorn in Feldkirchen aufgestellt.
Als Namenspatron des ursprünglichen Gotteshauses war – in Form einer gotischen Holzfigur – auch ein Heiliger Stephan dabei. Leider wurde er 1987 gemeinsam mit einem Großteil des Flügelalters aus der Kirche gestohlen. Die Diebe ließen nur die Predella (Altarsockel) zurück. Auf ihrem Relief zeigen zwei Engel die Wunden des aus dem Grab auferstandenen Christus.