Gott: Hallo?
Greta: Hallo Gott, hier spricht Greta.
Gott: Ich habe ehrlich gesagt schon länger erwartet, dass du dich meldest.
Greta: Nun ja ... ich weiß nicht, ob ich mich bei dir bedanken oder beschweren soll.
Gott: Das höre ich in letzter Zeit öfters. - Es ist still um dich geworden.
Greta: Dafür gibt es Gründe. Erinnerst du dich an unser Gespräch vor Weihnachten?
Gott: Natürlich. Ich bin zwar biblischen Alters, aber nicht senil.
Greta: Ich habe mich bei dir beklagt, dass die Menschen unfähig sind, ihr Verhalten zu ändern. Sie laufen blindlings ins Verderben, obwohl sie alles wissen, was man wissen muss. Trotzdem tun sie nichts.
Gott: Wem sagst du das. Du bist ja noch zu jung, aber ich habe ja schon seinerzeit mit den zehn biblischen Plagen ...
Greta: Hör zu, ich habe dich damals am Ende unseres Gespräches um Hilfe gebeten ...
Gott: Das weiß ich doch, ich bin ja nicht ...
Greta: ... und du hast mir versprochen, dass du tun wirst, was du kannst ...
Gott: Jaja, ich glaube, ich habe da so eine Andeutung gemacht ...
Greta: ... aber dieser Virus ... das geht zu weit! So war das doch nicht gemeint!
Gott: Soso – dann frage ich dich: Wer hat denn gesagt, die Regeln müssen sich ändern, alles muss sich ändern, und zwar heute?
Greta: Ich kenne meine Worte.
Gott: Und ich kenne meine Pappenheimer. Und du doch auch. Du hast es doch selbst gerade wiederholt: Die Menschen sind unfähig, ihr Verhalten zu ändern. Glaubst du, dass sie ohne den Virus, ohne äußeren Zwang auch nur auf irgend etwas freiwillig verzichten würden?
Greta: Aber doch nicht um den Preis eines Massensterbens!
Gott: Aha! Und wer hat zum Klimawandel gesagt: „Wir stehen am Anfang eines Massensterbens und alles, worüber ihr reden könnt, ist Geld und das Märchen von einem immerwährenden wirtschaftlichen Wachstum.“ Waren das deine Worte oder nicht?
Greta: Ja, schon, aber ...
Gott: Dann hör du mir jetzt mal zu: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass, das geht leider nicht mehr. Dafür hat sich die Menschheit schon zu tief ihr eigenes Grab geschaufelt. Abertausende Gattungen habe ich erschaffen, aber noch keine war bisher so blöd, sich selbst und alle anderen auszurotten.
Greta: Wem sagst du das.
Gott: Das sage ich dir, die du gesagt hast: „Ich will, dass ihr in Panik geratet. Ich will, dass ihr die Angst spürt, die ich jeden Tag spüre.“
Greta: Du drehst mir meine eigenen Worte um!
Gott: Im Gegenteil, ich zumindest nehme sie ernst. Du hast recht. Ich habe genug! Es reicht!
Greta: Um Gottes Willen!
Gott: Sehr richtig.
Greta: Bisher wollte ich immer an einen liebenden Gott glauben, nicht an einen strafenden.
Gott: Wäre ich an Strafe interessiert, hätte ich ganz andere Möglichkeiten, das kannst du mir glauben. Ich liebe die Menschen, aber ich liebe auch alles andere Lebendige. Eine Apokalypse ist nicht nach meinem Geschmack; dafür war mir die Schöpfung zu viel Arbeit, als dass ich sie mir von den Menschen kaputtmachen lasse. Das was jetzt passiert, ist doch nur ein Warnschuss vor dem, was kommen würde, wenn die Menschheit so weitermacht wie bisher.
Greta: Ich verstehe dich gut, aber ist das human?
Gott: Das fragst du mich? Ist das, was die Menschen tun, human?
Greta: Nein.
Gott: Na also, dann sind wir uns ja einig.
Greta: Und was soll ich jetzt tun?
Gott: Bleib schön zu Hause. Bewundere den blauen Himmel. Freue dich über die gute Luft. Höre die Vögel zwitschern. Und wenn sich alles beruhigt hat, geh raus und mach weiter wie bisher. Und achte darauf, was sich verändert hat.
Greta: Das ist alles?
Gott: Die Natur eilt nicht und dennoch wird alles erreicht. Ist nicht von mir, ist von Laotse. Ach ja, und noch etwas ...
Greta: Ja?
Gott: Sag nicht, dass wir telefoniert haben.
Christian Hölbling