Besitzen, als besäße man nicht. So lautet ein Leitsatz des bekennenden Protestanten Karlheinz Essl, der einst die Baumarktkette bauMax gründete und diese vor sieben Jahren wieder verlor. Langsamen Abschied nimmt der gebürtige Hermagorer seither auch von seiner Kunstsammlung, die einst zu den bedeutendsten des Landes zählte und mittlerweile Teil der Wiener Albertina ist. Was in seinem Besitz verblieben ist, will der 82-Jährige nun ebenfalls los werden – durch Benefizversteigerungen oder diverse Schenkungen.
Rund 200 seiner Kunstwerke möchte er am Donnerstag offiziell dem Land Kärnten übergeben. Dass es sich dabei nicht nur um materielle Werte handelt, sondern vor allem um Kulturgüter ersten Ranges, wird vielen seiner Landsleute vermutlich egal sein. Dennoch knüpft Essl an sein Geschenk die Hoffnung, dass seine Kunstbegeisterung früher oder später auch andere anzustecken vermag. Das verbindet ihn mit dem Kärntner Museumsgründer Herbert Liaunig oder einer Heidi
Goëss-Horten, die es ihm in Wien gleichtun möchte.
Reichtum verpflichtet, heißt es. Doch nicht jeder Reiche fühlt sich an diese Maxime gebunden. Und nur die allerwenigsten – uns Ärmere eingeschlossen – beherrschen die Kunst des Loslassens so eindrucksvoll wie Karlheinz Essl.