Das Erste, das auffällt, wenn man die Trattoria Da Toso betritt, ist der ausladende friulanische Fogolar, frei übersetzt mit Indoor-Holzkohlengrill, auf dem es verführerisch brutzelt und zischt. Der Innenraum ist vom Duft nach Gegrilltem erfüllt. In vielen Lokalen ist der Fogolar nur noch Dekoration, nicht so beim Toso, wo er das wahrscheinlich wichtigste Utensil ist. Claudio der Jüngere grillt hier die wohl beste Kalbsleber weit und breit.
Die Partner Claudio und Claudio waren schon in Deutschland ein Team, wo man das italienische Lokal „Zum Katzlmacher“ betrieben hat. Vor knapp fünf Jahren haben sie die Trattoria in Leonacco, unweit von Udine, übernommen. Dass es nur 16 Gerichte auf der Karte gibt, ist kein Nachteil. Toso-Fans kommen vor allem wegen drei Klassikern: Trippe (Kutteln), Kalbsleber und Bistecche vom Holzkohlengrill.
Sicher gibt es auch Salame und Prosciutto aus San Daniele zum köstlichen Brot, verschiedene saisonale Pastagerichte, wie jetzt im Herbst Tagliatelle mit Steinpilzen, Spaghetti mit Tomatensugo oder Lasagne. Doch die Trippe übertreffen alles. Genießer kommen eigens für die selten gewordene Spezialität zum Toso. Sie sind wunderbar weich, zergehen auf der Zunge und sind mit sämiger, knoblauchlastiger Tomatensauce ein Traum. Ähnlich verhält es sich mit der Kalbsleber. Durch langjährige Erfahrung weiß Claudio genau, wann die zarten Scheiben richtig sind. Außen knusprig, innen rosig mit dem zarten Aroma duftenden Holzes. Dazu gibt es selbst gemachte Kartoffelchips oder gegrilltes Gemüse. Die dicke Bisteccha mit oder ohne Knochen gerät auch in der Toskana nicht besser.
Die süße Balance garantiert eine warme Tarte mit Himbeeren auf einer Vanillecreme oder ein Affogato al café. Der Wein der Tenuta San Andrea wird eigens für die Trattoria da Toso abgefüllt. Der rote Merlot ist ein leichter, gut trinkbarer Tischwein. „Wollen sie ihn gekühlt oder zimmerwarm?“, fragt die freundliche Kellnerin. Im Sommer auf der gemütlichen Terrasse bitte gekühlt, selbst auf die Gefahr hin, sich als unverbesserliche Straniera (Fremde) zu outen.
Elisabeth Tschernitz-Berger