Mit einer bejubelten "La Traviata" von Guiseppe Verdi startete das Gran Teatro La Fenice in Venedig in die Herbstsaison. Sopranistin Rosa Feola brillierte bei der Premiere als Violetta mit virtuosen Trillern und leidenschaftlicher Stimmkraft, ob verlockend auf dem Klavier sich räkelnd oder erhaben im Geldregen wandelnd, umflattert von Dollarscheinen mit dem Abbild Verdis. In der Inszenierung von Robert Carson, die seit ihrer Erstaufführung 2004 anlässlich der Wiedereröffnung des 1996 abgebrannten Opernhauses als ikonisch gilt, vollzieht sich Violettas Schicksal als Opfer der bourgeoisen Pariser Gesellschaft in einer sich verdüsternden Parklandschaft. Verdis Tempi-Wechsel dosiert am Pult Stefano Ranzani mit dem Orchester akzentuiert und mit Raum für die tragischen Zwischentöne des Musikdramas.
"La traviata" ist noch in Aufführungen bis 13. Oktober im La Fenice zu sehen. Ab 23. September kommt im Teatro Malibran die Oper „Orlando furioso“ von Antonio Vivaldi auf die Bühne. Ab 6. Oktober wartet La Fenice mit der Verdi-Oper „I due foscari“ auf.
"Micro Music" auf der Biennale Musica
Am 21. Oktober ist das La Fenice Schauplatz für einen besonderen musikalischen Höhepunkt dieses Jahres in Venedig. Brian Eno, mit dem Goldenen Löwen der Biennale Musica 2023 ausgezeichnet, präsentiert sein Projekt „Ships“. Die Performance ist seit Wochen ausverkauft, doch bietet die dem digitalen Klang gewidmete Biennale Musica als 67. Internationales Festival für zeitgenössische Musik unter dem Titel „Micro Music“ ein breites Spektrum an stilistischen Trends und innovativer kreativer Forschung mit Installationen, Performances und Online-Konzerten in zahlreichen Palazzi, Theatern und auf Plätzen Venedigs.
Adolf Winkler