Monate lang verunsicherten Gerüchte die Bevölkerung in der Lagune von Marano, die im Gebiet der drei Gemeinden Grado, Lignano und Marano Lagunare liegt: Es hieß, es soll eine riesige Stahlproduktion installiert werden, dabei soll es sich aber um ein umweltfreundliches Projekt handeln.

Immer wieder versicherten jedoch Vertreter der Landesregierung in den lokalen Medien, es gäbe kein Projekt. Gleichzeitig wurde in den Tageszeitungen aber seitenweise für "umweltfreundliche Stahlproduktion" geworben.

Die Bürgermeister der Gemeinden blieben skeptisch. Nicht zuletzt wegen eines anderen Industrieprojektes. Von der Transalpine Pipeline (TAL) werden in einigen Gemeinden seit heuer gegen den Willen der Bevölkerung Elektrogeneratoren-Werke errichtet, die das Erdöl in der Pipeline erwärmen sollen, damit es leichter fließt und somit über die transalpine Ölleitung, die auch durch Österreich führt, noch mehr Erdöl aus den Lagern in Triest nach Deutschland gepumpt werden kann. Die Friauler Landesregierung hat das Elektroerzeugungsprojekt nach wie vor nicht gestoppt, obwohl die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden, von denen eine in der Nähe der österreichischen Grenze liegt, protestiert haben. Die Einsprüche der Bürgermeister werden noch bearbeitet. Es wurde aber bereits fleißig für den Bau vorbereitet.

Petition unterzeichnet

Nach der Erfahrung, die ihre Bürgermeisterkollegen mit den Ölpipeline-Projekten gemacht hatten, unterzeichneten die Mandatare von Lignano, Grado und Marano Lagunare in ihren Gemeinderatssitzungen vorsichtshalber Petitionen, in denen sie sich gegen Industrieinstallationen aussprachen. Diese Petitionen wurden der Landesregierung überreicht, die sich für die Tourismusregion aussprach. Trotzdem ist das Stahlwerksbau-Projekt, das es offiziell gar nicht gibt, offensichtlich noch immer nicht vom Tisch.

"Schwerindustrie würde überhaupt nicht zu uns als Fremdenverkehrsregion passen. Der Tourismus ist ein großer Wirtschaftsfaktor für uns. Wir brauchen eine intakte Natur. Das sollte doch wohl allen klar sein", sagt Mauro Popesso, Bürgermeister des Fremdenverkehrsortes Marano Lagunare. Er und seine Bürgermeisterkollegen von Grado und Lignano trafen sich am Donnerstag um 16 Uhr zu einem runden Tisch mit Technikern des Friauler Danieli-Konzerns. Die in Buttrio beheimatete Firma gehört zu den weltweit führenden Stahlwerksbauern. Die Ukraine beschuldigte den Konzern heuer, mit Russland auch jetzt in der Kriegszeit gute Geschäfte zu machen.

Alternative Standorte

Beim runden Tisch betonten die Bürgermeister der beliebten Badeorte, dass sie kein Stahlwerk vor ihrer Haustür wünschen. Seitens Danieli hieß es laut dem staatlichen italienischen Rundfunksender Rai Fvg, sei es kein Thema – wie ebenfalls kolportiert –, in Tarcento, das zehn Kilometer von Gemona entfernt ist, ein derartiges Werk zu errichten. Man sehe das umweltfreundliche Werk im Einklang mit der Lagune von Marano, habe aber auch alternative Standorte, darunter in Ravenna (in der Emilia-Romagna).

"Uns wurde beim runden Tisch heute kein konkretes Projekt präsentiert. Aber gut möglich, dass es so eines schon in der Schublade gibt", ergänzte Popesso. Der Friauler Tourismusverband PromoTurismoFVG beschreibt die Lagune von Marano, die zwischen Lignano und der Lagune von Grado liegt, übrigens als "eine Gegend von außergewöhnlicher Schönheit, die eine einzigartige Fauna und Flora beherbergt".