Dem Aushängeschild der amerikanischen Pop-Art ist eine Ausstellung mit rund 70 Werken im Kulturzentrum Andrea Bafile in Caorle gewidmet. "Warhol war für mich der bedeutendste Künstler in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, er stellte das Kunstkonzept auf den Kopf. Vor ihm regierte das Informel, etwa eines Jackson Pollock – um das zu verstehen, muss man Kunstgeschichte studiert haben, Warhol hingegen versteht jeder", sagt Kurator Matteo Vanzan.
Darauf beruht auch der Erfolg des Genies aus Pittsburgh. Anfang der 1960er-Jahre aß der gelernte Industrie- und Werbegrafiker in seinem New Yorker Atelier eine Suppe der amerikanischen Kultmarke Campbell (Bild) und setzte sie künstlerisch um – nicht einmal, sondern in gleich 32 fast identischen Bildern, weil es die Suppe in 32 verschiedenen Geschmacksrichtungen gab. Oder er nahm ein Foto Marilyn Monroes aus dem Film "Niagara", das er über Jahre in zahlreichen Farbvariationen verarbeitete. "Kunst war plötzlich nicht mehr elitär und nur für gebildete Schichten zugänglich", erklärt Vanzan. Seine jedem Amerikaner vertrauten Motive aus der Populärkultur entnahm Andy Warhol Pressefotos, der kommerziellen Werbung, Kinoheften, Flugblättern oder Zeitschriften und stellte im Siebdruckverfahren seriell wiederholte Werke her. Nach dem Motto: "Ich liebe es, immer wieder das Gleiche zu tun" – das Original zählt weniger als die quantitative Vervielfältigung. Jeder sollte einen Zugang zu seiner Kunst finden.
"Gleichzeitig wurde Kunst zum Business", sagt Kurator Vanzan: "Vergleichbar einem Ferrari oder einem iPhone." Warhols Atelier wurde zur "Factory", der Fabrik. Wobei es nicht mehr darauf ankam, ob er selbst ein Werk schuf oder einer seiner Mitarbeiter. Der Preis blieb der gleiche und die Elite zeichnete sich nun nicht mehr durch Bildung und Wissen aus, sondern durch den Inhalt der Brieftasche. Das Konzept ging auf – bis heute: Die Ausstellung ist extrem gut besucht.
Ergänzt werden Warhols Marilyns und Campbell-Suppen durch einen spannenden Blick auf den Künstler selbst mittels Filmaufnahmen und Videos sowie durch Bilder amerikanischer, britischer und italienischer Pop-Art-Größen.
Lisa Kassin