In der letzten Post berichtete ich von der Prozession "Perdòn de Barbana" und dem Partysamstag zuvor. Nun hat sich Don Paolo zu Wort gemeldet, der örtliche Priester: Die Kirche zeigt sich pikiert, dass die Feierlichkeiten doch nun gar nichts mehr mit dem christlichen Sinn des Festes zu tun haben. Daher wird überlegt, statt "Sabo Grando" einfach eine Feierwoche vor oder nach der Prozession einzurichten, ganz losgelöst von dem "Perdòn". Ob das die Leute abhält, am Abend vor der Prozession gemeinsam Wein zu trinken und Lieder zu singen? Die Kirche wirkt in dieser Angelegenheit aber auch ein wenig empfindlich – wie man's macht, ist's verkehrt.
Im Zeitschriftenladen Cibin, direkt bei der "Enoteca di Pino" und nicht weit vom Minigolfplatz, hat ein anonymer Glückspilz beim Lotto mit fünf Richtigen beim Spiel "6 aus 90" 128.000 Euro gewonnen. Abzüglich der Steuern, die der Staat noch vor der Auszahlung einkassiert, bleiben immer noch ordentliche 102.700 Euro. Schon im Frühjahr wurden hier einmal 50.000 und einmal 23.000 Euro gewonnen. Für die abergläubischen Italiener hat das eine große Bedeutung, denn während wir Mitteleuropäer das Sprichwort kennen, dass der Blitz nie zwei Mal an der gleichen Stelle einschlägt, glauben Italiener fest an Glücksorte, und für die nächsten Monate dürfte Cibin einen Lottospielerboom erleben.
Das beliebteste Glücksspiel der Italiener heißt übrigens "Turista per sempre" ("Tourist für immer"): Wer die richtigen Symbole freirubbelt, bekommt 300.000 Euro auf einen Schlag plus 6000 Euro im Monat für die nächsten 20 Jahre plus 100.000 Euro am Ende. Was mir daran gefällt: Der Gewinn ist irgendwie fassbar und keine ganz fremde, abstrakte Zahl – und man kann nicht alles auf einmal verjubeln, was ja, wie wir aus der Boulevardpresse wissen, bei vielen unverhofften Lottomillionären ein Problem ist. Das Los kostet fünf Euro, die Chance auf den Hauptgewinn liegt bei 1:4,5 Millionen.
Zahlen, bitte: 3,5 Millionen Touristen besuchten Friaul-Julisch Venetien im ersten Halbjahr 2023, eine Steigerung von satten 8 Prozent gegenüber 2022. Doch ausgerechnet Lignano (minus 1 Prozent) und Grado (minus 9 Prozent!) mussten Rückgänge verkraften. Der Grund? Das ausgesprochen miese Wetter im Frühjahr.
Post aus Grado
Stefan Maiwald