Polizisten aus dem Veneto und der Carabinieri aus Friaul-Julisch Venetien luden mit Regierungsvertretern und Rechtsanwälten in Monfalcone zum runden Tisch für mehr Chancengleichheit bei den italienischen Ordnungskräften und beim Heer. Zum einen ging es darum, das Bewusstsein zu schaffen, dass Strategien gefunden werden müssen, um Frauen den Druck zu nehmen, entweder Mutter oder Polizistin beziehungsweise Soldatin zu sein. "Der Staat sollte dabei helfen, Frauen so zu unterstützen, dass sie beides schaffen können. Nicht nur im staatlichen Bereich, sondern genauso in der Privatwirtschaft", sagte Giuseppe Ciraco, Generalsekretär der SIM, des Sindacato Italiano Militari Carabinieri (der Gewerkschaft für Militär und Carabinieri), in Friaul-Julisch Venetien.
Bei der Diskussionsrunde im Jachthafen Marina di Lepanto ging es nicht nur um die Rolle der Frau, die in der Männergesellschaft Italiens noch immer eine besonders traditionelle ist. Auch das Thema LGBT wurde erörtert. "Wir in der Polizei sind ja so etwas wie eine große Familie. Aber bei den persönlichen Gesprächen zwischen den Kollegen erzählen die meisten homosexuellen Kollegen und Kolleginnen lieber nichts Privates, um Mobbing zu vermeiden. Die Situation hat sich aber in den vergangenen zwei Jahrzehnten gebessert", sagte Gianluigi Tombolato, Polizist im Veneto und Mitglied der italienischen Vereinigung für LGBT+ Polizei und Streitkräfte "Polis Aperta".
Mobbing
Seit rund 40 Jahren versehen in Italien auch Frauen den Dienst bei der Polizia und seit 20 Jahren bei den Carabinieri, beim Heer, bei der Marine und bei den Luftstreitkräften. Sie sind ebenfalls immer wieder Ziel von Mobbing. Seit drei Jahren gibt es laut Tombolato die erste LGBT-Person bei der Polizei. Sie habe als Frau die Polizeischule begonnen und arbeite jetzt als Polizeibeamter. Trotz allem sei es noch ein weiter Schritt zu amerikanischen Verhältnissen, wo bereits seit fünf Jahrzehnten offiziell homosexuell deklarierte Beamte im Polizeidienst sind. Sie dienen explizit als Ansprechpartner bei LGBT-relevanten Themen.
LGBT-Streitigkeiten gibt es auch nach dem politischen Rechtsruck im Land. Aktuell wird gerade über die Adoptionsmöglichkeit von Kindern durch homosexuelle Paare debattiert. Zwei Italienerinnen war vor Kurzem eine Adoption verweigert worden, obwohl seit Jahren von Richtern die Anträge auf Adoptionen durch eingetragene gleichgeschlechtliche Partner akzeptiert wurden. Und für die heurige Pride Parade in Friaul-Julisch Venetien im Juni in Pordenone übernahm schließlich Udine, seit heuer die einzige Bezirkshauptstadt mit einem nicht rechten Bürgermeister, die Schirmherrschaft über die Veranstaltung. Andere Bürgermeister rechter Parteien hatten abgewunken.