In Italien hat das Bildungsministerium eine Lehrerin entlassen, die während ihrer 24-jährigen Tätigkeit an einer Mittelschule in Chioggia, einer kleinen Hafenstadt in der Lagune von Venedig, insgesamt 20 Jahre lang dem Unterricht ferngeblieben war. In vier aufeinanderfolgenden Monaten, in denen sie tatsächlich anwesend war und Geschichte und Philosophie unterrichtete, hatten sich Schüler über sie beschwert. Der Vorwurf lautete, sie sei nicht auf den Unterricht vorbereitet und ihre Beurteilungsmaßstäbe sollen unfair und nicht einheitlich gewesen sein.

Bei einer dreitägigen Inspektion, die der Direktor der Mittelschule wegen der Beschwerden angeordnet hatte, stellte das Bildungsministerium fest, dass die Lehrerin nicht auf die Fragen der Schüler hörte, sondern ständig Nachrichten auf ihrem Handy las. Wenn sie antwortete, dann sprach sie oft mit anderen Schülerin und nicht mit der Person, der sie hätte antworten sollen. Darüber hinaus wurden "schwerwiegende Ungenauigkeiten bei der Erstellung der Abschlusslehrpläne für die vierten Klassen" festgestellt. 

"Lehrfreiheit"

Die Lehrerin klagte gegen die Entlassung. Die Entscheidung des Bildungsministeriums wurde aber schlussendlich auch vom "Corte Suprema di Cassazione", dem Kassationsgerichtshof in Rom, bestätigt. Im Urteilsspruch wurde die Lehrkraft als "dauerhaft und absolut inkompetent" bezeichnet. Versuche der Pädagogin, sich auf die "Lehrfreiheit" zu berufen, wurden von der obersten Gerichtsbarkeit Italiens nicht anerkannt, schreibt die italienische Nachrichtenagentur Ansa.

Sie meldet außerdem, dass die Lehrerin nur deshalb so lange nicht gekündigt und immer wieder an der Schule eingesetzt wurde, weil sie die Ehefrau eines Mitarbeiters der Guardia di Finanza, der einflussreichen italienischen Finanzpolizei, ist.