Es gibt drei Themen, mit denen man in Grados Cafés jederzeit ein Gespräch beginnen kann, in das sich bald die ganze Bar einmischt und es so laut wird, dass die Espressopfützen in den Tassen vibrieren: die Parkplätze, die Fahrrinne und der Strand. Von den Parkplätzen gibt es immer zu wenig. Alle hätten gern einen Parkplatz direkt vor der Tür, so wie früher. Die Fahrrinne durch die Lagune wird im Sommer wichtig, wenn es auf das wichtigste Fest zugeht, die Bootsprozession zum Kloster Barbana am ersten Julisonntag. Wird die Rinne auch in diesem Jahr noch tief genug sein, um die mit herausgeputzten, schwergewichtigen Honoratioren beladenen Boote dorthin zu bringen?
Der Geldbringer
Und der Strand ist der Geldbringer Grados. In diesem Jahr eröffnet der Luxusstrand Sissi Beach mit noblen Zelten statt Kabinen. Auch ist es endlich möglich, Schirm und Liege im Internet zu buchen – ein Service übrigens, der bislang nahezu ausschließlich von Österreichern genutzt wird, nicht aber von Italienern. Für die gehört der persönliche Plausch mit dem Strandpersonal wohl einfach zum Sommer. Jedenfalls ist das alles gut. Nicht so gut sind die neuen Strandkabinen. Sie sind schon verflixt schmal, man kann sie nur seitwärts betreten, wie ein Taschenkrebs. Aber den Sommer lassen wir uns davon nicht verderben.
Vongole statt Carbonara
Es ist eines der beliebtesten Gerichte Italiens, steht aber in Grado fast nirgends auf der Karte: Spaghetti Carbonara. Und das hat einen Grund, denn sie sind ein Alptraum für jeden Koch, und das gilt besonders für die winzigen Küchen der Altstadt-Trattorien. Denn man kann das Gericht nicht vorbereiten und nicht warmhalten. Man muss es frisch in der Pfanne zubereiten, was den Betrieb ins Stocken bringt. Darüber hinaus vertragen sich Ei und auch der kräftige Guanciale-Speck nicht mit der typischen Gradeser Fischküche, und wie schwierig das Reinigen von Pfannen mit Eiresten ist, weiß jede Hausfrau und jeder Hausmann. Und es herrscht ja schon überall Personalmangel. Träumen wir also vom Sommer und bleiben bei den köstlichen, delikaten Spaghetti Vongole.
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Stefan Maiwald