Ganz Tarvis trägt Rosa. Der „città di tappa“, wie sich die Stadt an der italienisch-österreichischen Grenze stolz nennt, sieht man die Vorfreude auf ein Ereignis an, auf das manche seit langer Zeit gehofft haben. Am kommenden Samstag werden die Athleten des Giro d’Italia 2023 von der Piazza Unità zur Bergfahrt auf den Monte Lussari (Luschariberg) starten.
„Es ist nicht die letzte Etappe, aber vermutlich die entscheidende“, sagt Carlo Spaliviero, der ein Rennrad über dem Portal seiner Apotheke montiert hat. Den Eingang zieren rosa Blumen.
„Der Radsport ist nach dem Fußball die wichtigste Sportart für uns Italiener“, sagt er. Und er kennt den Radweg, der für den Giro durch steiles Gelände auf den Monte Lussari betoniert wurde. „Eine sehr anspruchsvolle Strecke“, sagt er, begeistert, dass bald „die ganze Welt im Fernsehen die Schönheit der Landschaft wird sehen können.“
Hoffnung auf viele Besucher
„Das ist gut für den Tourismus“, meint der Maler Francesco Attisani, erfreut, dass die Pilgerstätte, die ihn oft inspirierte, jetzt auch zum magischen Ort der Sportler wird.
„Eine riesige Werbung“, sagt der Friseur Massimo Martinz, der seinen Laden auf Giro-Kurs gebracht hat, wie fast alle Kaufleute und Lokalbetreiber in Tarvis. „Wir haben versucht, besondere Räder zu finden“, erzählt Gianna Vuerich die ihre Boutique gemeinsam mit Tochter Barbara della Neve geschmückt hat. So hat Nadia Schiappi „einen Tag lang“ ein Fahrrad für die Auslage ihres Wollgeschäfts rosa umgarnt.
Auf rosige Zeiten setzt man auch in der Bäckerei Svetina. Auf eine Sonderschicht stellt sich Bäcker Andrea Vuerich-Svetina ein. Nicht nur er rechnet mit einem großen Ansturm: Die 3000 Tickets für die Seilbahn auf den Monte Lussari waren innerhalb einer Stunde ausverkauft.
Große Chance für die Drei-Länder-Region
„Der organisatorische Aufwand ist enorm“, weiß Nicola Visconti, Neapolitaner, der seit 53 Jahren auf dem Markt in Tarvis verkauft: „Aber es ist eine großartige Chance! Jedes Dorf in Italien wünscht sich, dass der Giro dort Station macht. Tarvis hat es geschafft!“ Das freut auch Kirchenwirt Gianni Macarotti, der eigens eine rosa Eissorte und einen (alkoholfreien) rosa Cocktail kreiert hat: „Jetzt können wir endlich die Stärke dieser Dreiländer-Region zeigen“, betont er.
Enzo Cainero hat, wie auch Enzo Bertolissi, jahrzehntelang versucht, das Straßenradrennen nach Tarvis zu locken, ehe es gelang. „Das ist auch eine Chance für Österreich und Slowenien“, betont Bertolissi (86), der einst auch im Team für die Dreiländer-Olympiabewerbung gekämpft hat.
Elisabeth Peutz