Bär Francesco ist blond. Es handelt sich um einen Gendefekt. Denn er stammt aus der von Inzucht geprägten, aus Slowenien eingewanderten Reihe der Trentino-Bärinnen, zu der auch die Bärin JJ4 gehört, die in Südtirol Anfang April für den Tod eines Joggers verantwortlich ist.
Francesco ist der einzige Trentino-Bär, der sich in Kärntens italienischer Nachbarregion Friaul-Julisch Venetien sesshaft gemacht hat. Er gilt zumindest in Friaul nicht als "Problembär", obwohl die Bärin KJ2 seine Mutter ist – bisher die einzige Bärin, die in der Provinz Trient von Amts wegen getötet wurde. Sie hatte im Juli 2017 einen Pensionisten am Arm verletzt. Er hat eine Invalidität von 15 Prozent vor Gericht geltend machen können und wurde vom Staat Italien finanziell entschädigt. Die Bärin wurde im August 2018 getötet.
Während ihr Sohn Francesco im Trentino sehr wohl dafür bekannt war, dass er Tiere riss, änderte sich sein Verhalten schlagartig, als er in Friaul einwanderte. "Er wurde wesentlich ruhiger, wobei er allerdings schon noch bei einigen Bauern Schaden anrichtet. Allerdings gelten diese Schäden nicht als überdimensional und die Landwirte werden über das Halsband, das der Bär trägt, gewarnt, sobald er sich annähert", sagte Stefano Filacorda, wissenschaftlicher Begleiter des Bärenfangs, der Tageszeitung "Messaggero Veneto".
In Käfig-Falle getappt
Francescos Bewegungen werden seit seinem ersten Einfangen im Jahr 2016 von Wissenschaftlern beobachtet. Am Freitag um 21 Uhr ging der Video-Alarm bei den Forschern ein. Francesco tappte in die Käfig-Falle, die nach wochenlangen Vorbereitungen auf dem Sella Chianzutan, einem Bergpass in der Gemeinde Verzegnis oberhalb der Stadt Tolmezzo, aufgestellt worden war. Ein Tierarzt betäubte den Bären. Er wurde untersucht, musste eine Blutabnahme über sich ergehen lassen und erhielt ein neues Halsband mit Sender. Er wiegt jetzt 260 Kilogramm. Nach etwa drei Stunden durfte Francesco wieder zurück in den Wald.
Keine Gefahr für den Menschen
Francesco ist einer von einer Handvoll Bären, die in Friaul leben. Es sind ausschließlich männliche Exemplare und sie stellen laut Wissenschaftlern auch wegen ihres fortgeschrittenen Alters keine Gefahr für den Menschen dar. Zum Vergleich: In der Provinz Trient leben rund 100 Bären.