Wie slowenische Medien berichten, wurde am Mittwoch ein Mann von einem Bären attackiert. Der Spaziergänger (57) war gegen 7.30 Uhr mit einer zweiten Person und seinem Hund bei Vrh nad Želimljami in der Gemeinde Škofljica unterwegs, etwa 20 Kilometer südlich von Ljubljana, als ihn ein Braunbär angriff. Dieser verletzte den 57-Jährigen durch einen Biss ins Bein, ließ danach von seinem Opfer wieder ab und verschwand im Wald. Der Spaziergänger soll sich laut Medienberichten nicht in Lebensgefahr befinden.
Die Behörden vermuten, dass es sich um denselben Bären handelt, der vergangene Woche von einem Auto auf der Straße angefahren wurde und verletzt davonlief, nur unweit des jetzigen "Tatortes". Einen Beleg dafür gibt es laut Gemeindevertretern derzeit aber noch nicht. Wie der Bürgermeister von Škofljica, Primož Cimerman, gegenüber dem TV-Sender N1 bestätigt, ist dies die dritte Begegnung mit einem Bären im Gemeindegebiet: "Alle waren auf Spazierwegen oder Straßen. Wir haben jetzt Schritte eingeleitet, um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten. Ich rufe alle Anrainer und Gäste auf, sich besonders aufmerksam und vorsichtig in der Natur zu bewegen."
Geschütztes Raubtier
Wie die eingeleiteten Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung aussehen, präzisierte Cimerman allerdings nicht. Jäger wurden informiert, sie wollen dem Bären aber nicht nachstellen: "Geschützte Raubtiere, zu denen auch der Bär zählt, sind in der Zuständigkeit des Umweltministeriums. Auf diese Problematik haben wir mehrfach hingewiesen. Eine Bejagung ist uns nicht gestattet", erklärte der Präsident der örtlichen Jägerschaft, Mitja Spindler.
Abschuss von 230 Bären
Nicht zuletzt aufgrund der jüngsten Vorfälle verabschiedete der slowenische Umweltminister Uroš Brežan in der Vorwoche einen Erlass, der die Entnahme von 230 Braunbären erlaubt. Die Entscheidung wird seither kontrovers diskutiert, da sie nach Ansicht von Kritikern europäischem Recht zuwiderhandle. Sloweniens Premierminister Robert Golob forderte zunächst seinen Minister auf, den Erlass für das heurige Jahr "einzufrieren". Nach einem Gespräch der beiden blieb der Erlass allerdings in Kraft.
Aktuellen Schätzungen zufolge leben mittlerweile 1100 Bären in Slowenien. Mittelfristig, so die Pläne der Verantwortlichen, will man die Zahl auf 800 Tiere senken. Der Präsident des Slowenischen Jagdverbandes, Lado Bradač, erklärte gegenüber dem Nachrichtenportal "24ur.com", dass die Bärenpopulation die Nahrungskapazitäten längst überschritten habe: "Der Bär ist heute so aktiv, dass er auch in das Leben des Luchses eingreift. Innerhalb von zwei oder drei Tagen findet er die Beute, die der Luchs gefangen hat, und der Luchs muss erneut jagen." In der Regel ernährt sich der Luchs bis zu sieben Tage lang von einer Beute.