Baywatch einmal anders, nämlich als Problemfall: An der italienischen Adria fehlen die Bademeister. Die ersten Strandbetreiber haben bereits Alarm geschlagen – und das nicht nur an den Stränden der Romagna, zu denen auch jene von Cattolica und Rimini zählen. Auch von Triest bis Jesolo werden dringend "Bagnini", Bademeister, gesucht. Denn bis zur Badesaison ist es nicht mehr weit. Ganz im Gegenteil: Die ersten Wasserratten nutzen schon jetzt schöne Tage mit rund 20 Grad fürs Planschen im flachen Meer, wo sich das Wasser in der Sonne schnell erwärmt.
Doch jetzt müssen die Strandbetreiber um die Saison zittern: Denn es gibt ein Gesetz, das regelt, wie viele Bademeister pro Meter Strand anwesend sein müssen. Fehlen diese, ist es Ebbe mit dem Strandbetrieb. "An der Bezahlung kann es meiner Meinung nach nicht liegen. Denn im Schnitt werden laut Kollektivvertrag zwischen 1500 und 1700 Euro bezahlt. Dazu kommen Zulagen", sagte Marco Salviati, Gewerkschaftsvertreter des Strandsektors Triest gegenüber der Triester Ausgabe der Tageszeitung "Il Piccolo". Viele junge Arbeitssuchende würden aber nicht am Wochenende arbeiten wollen.
Um 30 Prozent zu wenig Bewerber
Allein an den Stränden von Jesolo und Cavallino-Treporti versehen laut der Venedig-Ausgabe der Tageszeitung "Il Gazzettino" in der Badesaison rund 400 Bademeister ihren Dienst. Derzeit würden 30 Prozent der Anwärter auf freie Posten fehlen, wenn nicht mehr. Auch für die Kurse für die nötige Ausbildung, die ein Bademeister braucht, hätten sich derzeit nur wenige interessiert. Eine Imagekampagne in den Schulen für den Job hätte mit den nicht schulfreundlichen Arbeitszeiten zu kämpfen. Im Gegensatz zum kühleren Österreich beginnt die Badesaison an der Oberen Adria früher und endet auch später.
Regierung schaltet sich ein
Jetzt will sogar die italienische Regierung Anreize gegen das akute Problem des Personalmangels in mehreren Wirtschaftssektoren schaffen, wie Tourismusministerin Daniela Santanchè am Mittwoch berichtete. "Im Tourismus gibt es eine große Beschäftigungsmöglichkeit, aber für junge Menschen ist die Arbeit an Samstagen oder Sonntagen ermüdend, sie sind mehr auf Lebensqualität und Freizeit bedacht. Wir denken über Anreize nach, damit diejenigen, die an Feiertagen arbeiten, deutlich mehr verdienen als an normalen Tagen", sagte die Ministerin.
Die Gastronomie beschäftigt in Italien rund 800.000 Personen. Nach den Berechnungen des Branchenverbands Fipe Confcommercio werden vor allem Kellnerinnen und Kellner gesucht, hier gebe es 55.000 offene Stellen. Darauf folgen Köchinnen und Eisverkäufer, für die einschlägige Erfahrung erforderlich sei.
Ein weiterer Grund für den Personalmangel sei der Bevölkerungsrückgang in den vergangenen Jahren. Die Politik diskutiert über die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns von neun Euro netto pro Stunde. Dagegen wehrt sich allerdings die Industriebranche. Weiters will Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni Migrationswege fördern. So sollen in den nächsten zwei Jahren eine halbe Million Einwanderungsgenehmigungen für Nicht-EU-Bürger erteilt werden.