Bilder gestrandeter Gondeln aus der ausgetrockneten Lagunenstadt Venedig, die üblicherweise gegen Hochwasser ankämpfen muss, gehen um die Welt. Auch der Pegelstand am Gardasee in Italien ist besorgniserregend niedrig.

Die Wasserpegel haben sich allerdings nicht nur in Italien, sondern entlang der gesamten Adria-Küste gesenkt, auch in Slowenien und Kroatien liegen Boote auf dem Trockenen. Am Dienstag wurden an der Messstation im slowenischen Hafen Koper 120 Zentimeter gemessen. Die Meereshöhe beträgt dort normalerweise 224 Zentimeter und bei Hochwasser sind es bis zu 300 Zentimeter. Das kroatische Dubrovnik, Drehort der Serie "Game of Thrones", das Fans als mittelalterliches Königsmund kennen, gleicht derzeit mehr einer Wüstenfestung als einer stolzen Hafenstadt. Verantwortlich dafür zeichnen aber nicht allein der Klimawandel und die damit zusammenhängende ausgeprägte Trockenheit oder wie von manchen vermutet Erdbeben, sind sich Experten einig.

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Luftdruck

Duško Kraljev, kroatischer Meteorologe, sieht den hohen Luftdruck als Verursacher. Gegenüber Anten Zadar erklärte Kraljev: "Die niedrigen Wasserstände sind auf den hohen Luftdruck, der seit Tagen über 1030 Hektopascal liegt, zurückzuführen. Normalerweise sieht man dieses Phänomen eher im Januar, aber dieses Jahr trat das starke Hochdruckgebiet über Europa etwas später auf." Der Meteorologe erklärt auch, dass kein Grund zur Besorgnis bestehe: "Das Phänomen kann mehrere Tage anhalten, aber sobald der Druck wieder zu sinken beginnt, wird auch der Meeresspiegel steigen."

Stobrec in Kroatien
Stobrec in Kroatien © (c) IMAGO/Pixsell (IMAGO/Milan Sabic/PIXSELL)

Neumond

Neben den globalen Luftströmungen nennt Matjaž Ličer, Forscher der slowenischen Umweltbehörde, 24ur.com einen weiteren Grund für die ausgeprägten Gezeiten. Neben dem Luftdruck und der Kälte in der Nacht ist für Ličer vor allem der Mond dafür verantwortlich: "Bei Neumond, wenn der Mond sich in Konjunktion mit der Sonne befindet, also sich zwischen Erde und Sonne schiebt, erreichen die Gezeiten ihre größten Amplituden und sowohl Ebbe als auch Flut haben ihre Maximalwerte."

Untermauert wird diese These durch eine japanische Studie, die in der Zeitschrift Nature Geoscience veröffentlicht wurde. Die Wissenschaftler stellen dabei einen Zusammenhang zwischen den stark ausgeprägten Gezeiten bei Voll- und Neumond und starken Erdbeben her. Laut der Studie treten Erdbeben dann am häufigsten auf, wenn im Mondzyklus, Sonne, Mond und Erde auf einer Linie ausgerichtet sind. Zu diesem Zeitpunkt sei die Gravitationskraft des Mondes auf die Erde am stärksten und die Gezeitenunterschiede seien am größten. So ausgeprägt, dass die Gezeiten Einfluss auf Stärke und Häufigkeit von Erdbeben haben sollen. Laut ihren Daten sollen die verheerendsten Beben der vergangenen 20 Jahre immer bei Voll- oder Neumond passiert sein. Die Studie ist in Wissenschaftskreisen allerdings nicht unumstritten.

Valbandon Hafen in Fazana in Kroatien
Valbandon Hafen in Fazana in Kroatien © (c) IMAGO/Pixsell (IMAGO/Srecko Niketic/PIXSELL)

Klimawandel

Breiten Konsens in der Wissenschaft findet mittlerweile der vom Menschen verursachte Klimawandel. Experten und Umweltschützer wollen deshalb den Klimawandel als Verursacher der niedrigen Wasserpegel nicht außer Acht lassen. Sie warnen, dass die Schneemenge, die diesen Winter in den Alpen gefallen ist, um mehr als die Hälfte zurückgegangen ist. Vor allem im leidgeplagten Italien zeigt man sich besorgt, dass die derzeitigen Wasserstände, in Verbindung mit dem Mangel an Niederschlägen, erneut auf eine Dürre hindeuten.