Seit Tagen schon liegt der Stand des Meeres in der Lagune von Venedig einige Zentimeter unter dem Niveau der Null-Mess-Marke. Doch so tief wie am Rosenmontag ist der Wasserstand im heurigen Jahr noch nie abgesunken. Es waren 70 Zentimeter unter der Null-Mess-Markierung. Das bedeutete nicht nur, dass viele Gondeln im Schlamm festsaßen und die Karnevalsbesucher in einigen Teilen des Kanalsystems in morastige und schmutzige Abgründe blickten. Viele Pendler mussten Umwege in Kauf nehmen. "Vor allem jene aus Murano", berichtet die italienische Tageszeitung "Il Gazzettino". Viele der Linien wurden umfahren, auf einigen Routen fuhren gleich gar keine Fähren. Die Ambulanzen hatten auch ihre Nöte.

Gondeln im Morast: aufgenommen am 6. Februar
Gondeln im Morast: aufgenommen am 6. Februar © Imago

Rekordtief

Einen derart niedrigen Wasserpegel wie am Montag beobachtete das Meereszentrum der Gemeinde zuletzt im Jahr 2008. Damals sank der Wasserstand sogar um 82 Zentimeter ab. In den vergangenen 15 Jahren minimierte er sich immer um bis zu maximal 67 Zentimeter.

Im Zuge der Ebbe wurde es Montagnachmittag für die Pendler, die am Ende ihrer Schicht in den Glasbetrieben in Murano nach Hause wollten, besonders unangenehm.

Eine andere Art von Wassermangel sorgt in Norditalien aber für weitaus größere Sorgen. Der Wasserstand im Gardasee ist in diesem Winter der tiefste seit 30 Jahren. Die Isola di San Biagio wurde zur Halbinsel, die nun zu Fuß vom Ufer erreichbar ist. Der Friauler Fluss Tagliamento führt recht wenig Wasser, auch wenn es auf der Südseite der Julischen Alpen mehr geschneit hat als auf der Südseite der Dolomiten. Wer öfter durch das Kanaltal fuhr, konnte sehen, dass ab Pontebba kein Schnee mehr lag.

Experten schlugen in den vergangenen Tagen Alarm. Ein Teil des Saatgutes sei in Gefahr. Und auch wenn in den nächsten Tagen Niederschläge erwartet werden, so seien die Wassertiefstände kaum mehr abfangbar und Wasserprobleme im Sommer jetzt schon absehbar. Allein um die Wasserspeicher von Kärntens Nachbarregion Friaul-Julisch Venetien auf einen "Normalstand" aufzufüllen, müsste es jetzt 40 bis 45 Tage immer regnen.