Nicht nur in Kärnten ist wegen Wolfsrissen der Unmut groß, auch bei unseren Nachbarn in Slowenien und Kroatien stöhnen Bauern unter der wachsenden Population des Raubtiers. Bei einem Koordinationstreffen in Kranjska Gora besprachen Vertreter der Gemeinden von Oberkrain (Gorenjska) – einer Region im Norden Sloweniens, angrenzend an Kärnten und Italien, zu der die Gemeinden Bled, Bohinj, und Kranjska Gora gehören - ihr weiteres Vorgehen. Immer mehr Bürgermeister sehen den Wolf als Gefahr für Menschen und andere Tiere und fordern Maßnahmen der Regierung.

Video-Diskussion: Müssen wir mit dem Wolf leben?

Die Gastgeberin, Kranjska Goras Bürgermeisterin Henrika Zupan, bemängelte gegenüber 24ur.com, dass den Betroffenen Entschädigungen vom zuständigen Ministerium nur schleppend oder gar nicht ausbezahlt werden. Die Schadensfälle würden jährlich zunehmen und Sloweniens Almwirtschaft bedrohen, setzte der Bürgermeister von Bohinj, Jože Sodja, nach: "Die Menschen betrachten Wölfe mit zunehmend negativer Stimmung, da der Schaden immer größer wird." Sein Amtskollege aus Gorjan, Peter Tork, sieht die Angst in der Bevölkerung steigen: "Immer öfter hören die Bürger dem Heulen der Wölfe zu und haben Angst, dass nicht nur den Weidetieren etwas zustößt, sondern auch den Menschen."

Rasanter Zuwachs

Die wachsende Wolfspopulation belegen auch Statistiken. Systematisch überwacht wird die Population in Slowenien seit 2010, damals wurde die Zahl auf 34 bis 42 Tiere eingegrenzt. Schon 2019 lag sie bei 110 Individuen, ohne jene, die sich grenzüberschreitend auch in Italien oder Österreich bewegten. 14 Rudel wurden 2019 identifiziert. Allerdings gehen slowenische Experten seither von einem rasanten Zuwachs aus, mindestens drei weitere Rudel sollen sich gebildet haben.

Laut Blaž Černe vom slowenischen Forstinstitut (Gozdarski inštitut Slovenije) gibt es allein im Nationalpark Triglav jährlich 40 Schadensfälle durch Raubtierrisse, zwei Drittel davon gehen auf den Wolf zurück. Im Vorjahr kam es zu 123 nachgewiesenen Wolfsangriffen in Slowenien, 38 in Oberkrain, wobei 91 Weidetiere von Wölfen gerissen wurden. Um fast ein Drittel mehr, als noch vor drei Jahren. Ein großer Teil der Tiere konnte allerdings nach den Angriffen nicht mehr aufgefunden werden und die Landwirte fielen um die Entschädigungen.

Illegale Abschüsse befürchtet

Der Bürgermeister von Bled, Anton Mežan, betonte, dass die Probleme systematisch gelöst werden müssen: "Gesetzgebung und die Bemühungen des Staates gehen zugunsten der Wildtiere und vernachlässigen die Unterstützung der Geschädigten." Mežan befürchtet angesichts der wachsenden Probleme, dass Bauern und Opfer die Zügel selbst in die eigene Hand nehmen und aus Verzweiflung anfangen könnten, Wölfe illegal zu töten.

600 Wölfe in Kroatien?

Noch drastischer scheint die Situation in Kroatien zu sein. Der Wolf sei dort kein bedrohtes Tier mehr, 10.000 Risse sollen laut einer Aussendung des Verbandes der kroatischen Karstweiden in den vergangenen vier Jahren auf das Konto von Wölfen gehen. Diese Behauptung stützen auch Daten des kroatischen Wirtschaftsministeriums, demnach sollen in diesem Zeitraum 10.765 Tiere von Wölfen getötet und 1423 verletzt worden sein. Die meisten Risse wurden in Dalmatien registriert.

Der Verband fordert die Behörden auf, eine Wolfsmanagementpolitik zu erlassen, die die Interessen der Hirten und die Anzahl der Wolfsindividuen gleichermaßen berücksichtigt: "Während beispielsweise Kärnten, das seine Hirten respektiert, den Abschuss bereits nach der Abschlachtung von 56 Nutztieren erlaubt hat, müssen wir tatenlos zusehen", heißt es in der Aussendung.

Ungerechtfertigt hohe Zahl

Mittlerweile sollen mehr als 600 Wölfe in Kroatien leben und diese Zahl sei ungerechtfertigt hoch, so der Karstweiden-Verband. Als Beispiel nennt man Schweden, das fünfmal so groß wie Kroatien ist, aber dessen Wolfspopulation konstant bei 300 Individuen gehalten werde. Die kürzlich durch Landwirtschaftsministerin Marija Vučković angekündigte Erhöhung der Entschädigungen werde das Problem nicht lösen, heißt es in der Aussendung.