Werden die Enden dieser kroatischen Brücke zusammenfinden? Das fragen sich die Anrainer, die den atemberaubenden Bau seit Monaten mit Argusaugen beobachten und die immer wieder Zweifel an der Konstruktion äußern. Die Cetina-Brücke ist eines der spektakulärsten Bauvorhaben, das in Kroatien je in Angriff genommen wurde. Die Überführung in 70 Meter Höhe ist Teil einer Umfahrung, auf welche die Bewohner der verkehrsgeplagten Küstenstadt Omiš seit 25 Jahren warten.

Aus zwei Tunnelöffnungen in den Felsen des Canyons kamen sich die Brückenenden über den Fluss Cetina seit Monaten entgegen. Nach langsamer Annäherung sollen sie jetzt endlich zusammenfinden. Doch auch wenige Tage vor der geplanten "Hochzeit" ist eines augenfällig: Die Brückenteile passen nicht zusammen. Eine Seite blickt immer noch auf die andere herab.

Mannshoher Unterschied, eine Woche vor der "Hochzeit"
Mannshoher Unterschied, eine Woche vor der "Hochzeit" © (c) IMAGO/Pixsell (IMAGO/Ivo Cagalj/PIXSELL)

Laute Zweifel an Konstruktion

Immer wieder mussten der Auftraggeber, Hrvatske Ceste, das ausführende Bauunternehmen, die kroatische Strabag-Tochter, sowie das Verkehrs- und Infrastrukturministerium, Rede und Antwort stehen, ob denn alles nach Plan verlaufe. Hrvatske Ceste bemühte sich schlussendlich, mit einem Erklärungsvideo die Technologie hinter dem Bau zu verdeutlichen, zu beruhigen, und betonte immer wieder: "Aufgrund der variablen Höhe des Brückenquerschnitts bewegt sich die Struktur bei jedem Schub auch vertikal. Nach dem letzten Schieben werden beide Seiten auf gleicher Höhe sein, um sie zu verbinden." Doch jetzt sind die letzten Brückenteile an ihren Platz geschoben, trotzdem klafft weiterhin eine mannshohe Lücke zwischen den Enden.

Millimeterarbeit

Auch dafür gibt es Erklärungen: Der Bau wiegt 1100 Tonnen und wird auf einer Länge von 152 Metern ohne Stützpfeiler auskommen. Das Absenken zum Verbinden geschieht schon deshalb nicht ruckartig, sondern ganz langsam und millimeterweise. Dabei muss auch auf den Wind in luftigen 70 Meter Höhe Rücksicht genommen werden. Die hohen Windgeschwindigkeiten der letzten Tage – 16 Meter in der Sekunde – verzögerten den Prozess.

Fegt die Bora mit mehr als elf Metern pro Sekunde um die Konstruktion, dann muss zugewartet werden. Ist der Wind den Bauherren gewogen, dann soll es am 25. Februar so weit sein, die Brücke wird verbunden und der letzte Zweifel an dem architektonischen Meisterwerk beseitigt sein.