In der italienischen Stadt Pordenone in Friaul-Julisch Venetien steht eine Kärnten-Villa, die "Villa Carinzia". Vor Kurzem ist diese in die Schlagzeilen geraten. Mehrere Tageszeitungen berichteten darüber, dass die Villa zu wenig ausgelastet sei. Im Haus selbst dementiert man, die Räumlichkeiten seien ständig belegt. "Wir verteilen die Kurse ganztägig. Es ist immer voll. Die Westfriauler Sanitätsbehörde hat rund 3800 Mitarbeiter. Vom Seniorenpflegedienst bis zur Krankenschwester besuchen viele die internen Schulungen bei uns, zum Beispiel Reanimationskurse", führte die Weiterbildungsverantwortliche der ASFO, Nicoletta Sutter, bei einem Lokalaugenschein aus. Nicoletta Sutter hat wegen ihres Vaters eine italienisch-schweizerische Doppelstaatsbürgerschaft und spricht auch Schweizerdeutsch.
Aber warum steht in Pordenone überhaupt eine Kärnten-Villa? Die "Villa Carinzia" wurde in den Jahren 1882 bis 1884 erbaut und zählt zu den elegantesten Gebäuden der Stadt. Ursprünglich wohnte einer der Begründer der nebenan gelegenen, durch eine Mauer räumlich getrennten Baumwollfabrik, Emilio Wepfer, das Gebäude. Im Jahr 1884 übernachtete König Umberto I. in der Villa. Sie wurde später von der Baumwollgesellschaft Amman aufgekauft und hieß dann Villa Amman. Im Jahr 1966 trat der Fluss Noncello, dessen Wasser die Baumwollfabrik über ein Elektrizitätswerk mit Strom versorgte, über die Ufer. Die dadurch in Mitleidenschaft gezogene Villa stand danach zum Verkauf.
Zeichen für Wiederaufbau
Dass heute die Gesundheitsbehörde ASFO, die Azienda sanitaria Friuli Occidentale, sich in der Villa Carinzia niedergelassen hat, passe hervorragend zur Geschichte des Hauses, weiß Sutter. Denn nach dem großen Erdbeben in Friaul im Jahr 1976 kaufte das Kärntner Rote Kreuz den Prunkbau. Und um ein Zeichen für den Wiederaufbau zu setzen, schenkte das Rote Kreuz die Villa der Provinz von Pordenone. Als Dank und zur immerwährenden Erinnerung tauften die Vertreter der Region das Haus auf "Villa Carinzia".
Nach vielen Restaurierungen gab es nach einem Rohrbruch im Jahr 2018 einen Wasserschaden. Das Unglück passierte an einem Wochenende, als niemand zugegen war. Am Montag war der Schreck dann groß. "Da die Sanierungsarbeiten noch nicht im gesamten Gebäude abgeschlossen sind, ist ein Teil feuerpolizeilich gesperrt. Die Sanierung nach dem Wasserschaden kostete bereits 200.000 Euro. Für die weiteren Arbeiten müssen 400.000 Euro investiert werden", sagte Ingenieur Stefano Fantuz, Gebäude-Aufsichtsbeauftragter der ASFO, der als begeisterter Segelflieger oft auf den Kärntner Flugplätzen landet, beim Lokalaugenschein.
Kein Zutritt für Touristen
Vieles ist original. Die Keramikböden der Büros und die fünf Säle haben völlig verschiedene Designs, zwei sogar in 3D-Optik. Ein Boden erinnert an die Fläche des legendären Computerspieles QBert, in dem ein Vogel auf Quadern hüpft.
Die hölzernen weißen Flügeltüren sind mit Emblemen verziert und die metallenen Schnallen der inneren Fenster zeigen Gesichter. Die "Villa Carinzia" wäre auch aufgrund ihrer Parkanlage einen touristischen Besuch wert. Das ganze Gelände ist aber umzäunt und nur für Befugte zugänglich.