Bereits im Oktober vergangenen Jahres verließ die Luxusjacht "Irina VU", im Wert von fünf Millionen Euro, die Marina "Betina" auf der Insel Murter. Laut letzten Aufzeichnungen soll sie den türkischen Hafen Didim angefahren haben. Aufgefallen ist das "Verschwinden" allerdings erst vergangene Woche. Wie Večernji list aufdeckte, soll die Jacht einem russischen Unternehmer, Oligarchen und Milliardär, und dessen Frau gehören und war "eingefroren".
Der Russe gilt als enger Vertrauter Wladimir Putins. Im Februar 2022 wurde er wegen Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine mit EU-Sanktionen belegt und sein gesamtes Vermögen in der EU wurde eingefroren. Im Zuge dessen hätte auch die "Irina VU" Kroatien nicht mehr verlassen dürfen. Tatsächlich konnte sich die Jacht aber problemlos aus kroatischem Gewässer entfernen, Hafenmeisterei, Zoll und Grenzpolizei gaben dafür grünes Licht.
Viele offene Fragen
Derzeit beschäftigen Kroatien folgende Fragen: Stand die "Irina VU" tatsächlich unter Sanktionen? Warum war dies bei den Behörden nicht vermerkt und wem gehört die Jacht wirklich?
Regierungschef Andrej Plenković kündigte am Dienstag in einer parlamentarischen Anfrage Konsequenzen an, "bei allen, die für das Versäumnis verantwortlich seien", und erklärte, dass man eine Stellungnahme der zuständigen Ministerien erwarte. Auf Anfrage von "Slobodna Dalmacija" bestätigte das für die Seefahrt zuständige kroatische Ministerium auch die auferlegten Sanktionen: "Der besagten Jacht war die Verwendung und Abreise verboten." Offizielle Dokumente, in denen die Sanktionierung der Jacht vermerkt sind, wurden allerdings bis heute nicht veröffentlicht.
Hafenmeisterei, Zoll und Grenzpolizei beharren auch darauf, dass sie keine Informationen hatten und somit keine Handhabe gehabt hätten, das Schiff an der Abreise zu hindern. Denn es handle sich bei der "Irina VU" um kein russisches, sondern um ein kroatisches Schiff, unter kroatischer Flagge mit Heimathafen Split. Sie hat die kroatische Registrierung mit der Nummer NIB 92273 und stand unter dem Kommando eines kroatischen Kapitäns. Offizieller Eigentümer ist die "Leraux Yachts Limited", registriert auf den Cayman-Inseln.
Oligarch bezog Stellung
Auch der angebliche Besitzer schaltete sich mittlerweile über seinen Anwalt ein, forderte eine Richtigstellung und drohte Medien mit Klage: "Ich bin nicht der Besitzer und stehe auch in keinem Zusammenhang mit dem Verschwinden der Jacht." Er ließ weiter mitteilen, dass er kein Oligarch, sondern ein Philanthrop und auch nicht mehr mit seiner Frau verheiratet sei.
Inwieweit dem Milliardär das "Verschwinden" der fünf Millionen Euro teuren "Irina VU" Kopfzerbrechen bereitet, darf wegen einer anderen Jacht weitaus größerer Dimension bezweifelt werden. Die Mega-Jacht "Dilbar", mit 156 Meter Länge die sechstgrößte Privatjacht der Welt und etwa 500 Millionen Euro teuer, sitzt seit April 2022 in Deutschland fest. Sie wurde mit einem Verfügungsverbot belegt und darf nicht mehr veräußert, vermietet oder belastet werden, wie ein Sprecher des Bundeskriminalamts (BKA) der Deutschen Presse-Agentur sagte.
"The Sisters Trust"
Auch dieses Schiff ist offiziell nicht im Besitz des Russen. Zumindest nicht mehr, denn 2017 soll er seine Vermögenswerte an seine Schwester übertragen haben, wie BKA-Ermittlungen ergaben. Aber auch diese steht auf der EU-Sanktionsliste. Die Familie muss also auf diese luxuriöse Beförderung bis auf Weiteres verzichten, die "Dilbar" liegt seit September in Bremen.