Schlange stehen für einen Hamburger. Das musste man am 30. Dezember 2022 vor der McDonald's-Filiale in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo. Seit der Eröffnung 2012 gab es keinen vergleichbaren Andrang, aber an diesem Tag wollten alle einen Burger. Denn es sollte der allerletzte des Fast-Food-Riesen sein, der in Bosnien serviert wurde. Was sich lange angekündigt hat, wurde binnen weniger Tage Realität: Die Amerikaner schlossen ihre Pforten in Bosnien und Herzegowina und verließen den Markt.

Seit der Eröffnung der ersten Filiale in Bosnien, damals sogar mit Beteiligung namhafter Regierungsspitzen, hatten es die Hamburger schwer in Sarajevo. Die Nationalspeisen, "Pljeskavica" und die gegrillten Fleischröllchen "Ćevapčići" mit dem Fladenbrot "Lepinja" mit Zwiebeln und "Ajvar", wollte kaum ein Bosnier gegen Hamburger, Pommes und Ketchup tauschen. Auch deshalb, weil es bei einem Durchschnittseinkommen von knapp 350 Euro monatlich für die meisten kaum leistbar war. Den Todesstoß versetzte den amerikanischen Fleischlaberln im Brötchen aber wohl der bosnische Franchisenehmer selbst, wie raport.ba berichtet.

Verschwendungssucht

Der Direktor Haris Ihtijarević soll durch Verschwendungssucht und mit vielen Ungereimtheiten in der Geschäftsführung aufgefallen sein. Hohe Schulden wurden angehäuft. Passiva in Höhe von 1,2 Millionen Bosnischen Konvertible Mark, umgerechnet knapp 600.000 Euro, sollen in den Büchern gestanden haben. Dazu verlor der Franchisenehmer eine Klage, bei der es um die Vermietung des Geschäftslokals in der "Titova Ulica" in Sarajevo ging, gegen die Raiffeisenbank.

Endgültig das Fass zum Überlaufen dürfte in der Zentrale der Amerikaner aber wohl der Dienstwagen des Direktors gebracht haben: Ihtijarević gönnte sich als fahrbaren Untersatz nichts weniger als einen Bentley. Das englische Luxusauto soll er auf Kosten von McDonald's geleast haben.

Damit war Schluss und dem Franchisenehmer wurde die Lizenz entzogen. Man wolle weiteren Imageschaden für die Marke abwenden, so die Zentrale in den USA. 150 Angestellte erfuhren am 30. Dezember, dass sie am nächsten Tag nicht mehr zur Arbeit erscheinen brauchen. Laut McDonald's sei derzeit keine neue Vergabe der Lizenz in Bosnien geplant. Schlussendlich auch eine kleine Niederlage der Globalisierung gegen nationales Kulturgut: Bosnien gehört nun wieder ganz allein der "Pljeskavica" und den "Ćevapčići".