Es war fast Liebe auf den ersten Blick. Als Schlagersängerin Charlien vor Monaten im Familienurlaub auf der kroatischen Insel Krk über bzw. durch die Ruine des Luxushotels Haludovo Palace stolperte, wusste sie sofort: „Das ist die perfekte Location für ein Musikvideo!“ Gesagt, getan. Der Lost Place spielt jetzt – natürlich neben Charlien – die Hauptrolle im Video zum neuen Song „Sag lieber nichts“ der 30-Jährigen.

Die Dreharbeiten waren, wie die Kärntnerin berichtet, unheimlich. „Das Hotel ist zwar verlassen, das meiste liegt in Trümmern, aber trotzdem weiß man nie, ob und wer ums Eck kommt“, sagt Charlien. Für sie passt die morbide, aber durch die viele Graffiti trotzdem bunte Kulisse perfekt zum Thema ihrer neuen Single. In „Sag lieber nichts“ geht es um Bindungsängste in einer Beziehung.

Die wahre Geschichte der Kulisse wäre für einen Schlager wohl zu schlüpfrig. Das Hotel in einer Bucht außerhalb des Urlaubsortes Malinska wurde 1972 eröffnet. 45 Millionen Dollar hatte Bob Guccione, der Gründer des US-Männermagazins „Penthouse“, in die Errichtung investiert. Es verfügte über mehr als 500 Zimmer. Herzstück war ein Casino mit 70 weiblichen Hostessen. Überwiegend männliche Gäste feierten hier rauschende Feste. Bis zu 100 Kilo Hummer, fünf Kilo Kaviar und Hunderte Flaschen Champagner vernichteten sie – pro Tag!

Dem damaligen Staat Jugoslawien wurde das Treiben rasch zu bunt. Man schickte die Amerikaner heim und machte aus dem Glücksspieltempel mit Rotlicht-Touch ein normales Hotel. 2001 checkten die letzten Gäste aus. Seither ist die frei zugängliche Anlage direkt am Meer dem Verfall preisgegeben. Wegen der spektakulären Architektur gilt sie mittlerweile als berühmtester Lost Place Europas und ist immer wieder Kulisse für bewegte Bilder.

Und nicht alle sind so seriös wie die hier entstandenen Musikvideos des österreichischen Rappers RAF Camora oder der Schlagersängerin Charlien. Manche Billigproduktionen für das Internet knüpfen naht- und hüllenlos an die schlüpfrige Vergangenheit des Hotels an.