Die Pelješac-Brücke wurde im Juli 2022 feierlich eröffnet. Eines der anspruchsvollsten Infrastrukturprojekte in der Geschichte Kroatiens war damit nach über 15 Jahren abgeschlossen. Die 2404 Meter lange Brücke überspannt die Bucht von Mali Ston und verbindet die gleichnamige Halbinsel mit dem Festland. Die Südküste Kroatiens wurde mit dem Landesinneren verbunden. Unterwegs nach Dubrovnik entfällt seither das Nadelöhr durch das bosnische Neum und die damit verbundenen EU-Grenzübertritte.
Kaum zwei Jahre im Betrieb muss die Brücke nun saniert werden. Denn an mehreren der Stützpfeiler seien Risse aufgetreten, berichten kroatische Medien. Die Risse seien laut Experteneinschätzung derzeit nicht besonders groß und auch nicht besorgniserregend, könnten es aber werden, saniere man sie nicht rechtzeitig. Bei Hrvatske ceste ist man um Beruhigung bemüht: „Es ist wichtig zu betonen, dass es sich nicht um strukturelle Schäden handelt, sondern um das Auftreten von Oberflächenrissen, die keinen Einfluss auf die Sicherheit und Stabilität des Bauwerks und damit auf den sicheren Verkehrsfluss haben“, sagte ein leitender Ingenieur des Straßenbetreibers Davor Perić gegenüber Dnevnik.
Salz gefährdet Bewehrung der Brücke
Oberflächenrisse würden durch das Schwinden von Beton entstehen und seien vor allem bei Neubauten ein häufiges Phänomen, erklären Experten. Durch Feuchtigkeitsabgabe vermindert sich das Volumen des Betons. Vor allem in aggressiven Umgebungen wie eben am Meer müssen diese Schäden aber repariert werden. „Der Wind kann Meer und Salz in solche Risse drücken, dieses Salz kann an die Bewehrung gelangen, die Bewehrung korrodiert, und das verkürzt die Lebensdauer der Brücke“, erklärte ein Bausachverständiger gegenüber Dnevnik.
Garantieansprüche
Die aufgetretenen Schäden seien somit zu erwarten gewesen und wurden bisher durch Hrvatske ceste in Zusammenarbeit mit der Zagreber Fakultät für Bauingenieurwesen beobachtet und dokumentiert. Nötige Sanierungen würden im Rahmen der zehnjährigen Garantie durch die Erbauer der Brücke die „China Road Bridge Corporation“ (CRBC) vorgenommen werden, heißt es vom kroatischen Straßenbetreiber. Laut Jutarnji sei die Lage derzeit aber nicht so klar. Denn bis heute wurde kein Unternehmen beauftragt, welches die, alle zwei Jahre vorgeschriebene, offizielle Inspektion der Brücke vornimmt, weshalb derzeit auch keine Garantieansprüche an CRBC gestellt werden könnten.
Ausschreibung
Die Ausschreibung für die Inspektionen für den Zeitraum von 2024 bis 2028 erfolgte im Dezember des Vorjahres. Zwei Unternehmen bewarben sich. Ein Konsortium aus zwei kroatischen und einem italienischen Unternehmen bot die Leistung um 900.000 Euro an und ein Konsortium aus drei kroatischen Unternehmen bewarb sich mit einem Angebot um 1,093 Millionen Euro für den Inspektionsjob. Hrvatske ceste entschied sich für das teurere Angebot, da sie die angeführten Erfahrungen mit Viadukten des unterlegenen Konsortiums nicht mit den geforderten Erfahrungen für eine Brücke gleichsetzte.
Die italienisch-kroatischen Bieter legten Beschwerde ein und die staatliche Kommission für die Kontrolle öffentlicher Vergabeverfahren (DKOM) gab dieser nach und forderte den kroatischen Straßenbetreiber auf beide Angebote erneut zu prüfen. Dem kam Hrvatske ceste nach, nun scheiterte die Vergabe an Unstimmigkeiten bezüglich der Verträge zur Drohneninspektion der Brücke. Die Bieter legten erneut Beschwerde ein, eine Entscheidung durch die DKOM steht noch aus.
Bleibt befahrbar
Bis die chinesischen Erbauer Hand an der Brücke anlegen und sie restaurieren kann es noch eine Zeit lang dauern. Ist es einmal soweit, dann versprechen Hrvatske ceste aber , dass eine Fahrt nach Dubrovnik trotzdem nicht mehr über Neum führen werde. Es werde zwar möglicherweise zu einer Verlangsamung des Verkehrs kommen, die Brücke werde aber auch während der Sanierungsarbeiten befahrbar bleiben.